Pointen landen sicher im Ziel
Eine kratzbürstige und vermeintlich pflegebedürftige alte Dame drangsaliert ihre ganze Familie. Die Grenze der Belastbarkeit ist längst erreicht. Deshalb schwirren wirre Pläne über einen „vorzeitigen Abschied“ durch die Familienköpfe. Immerhin geht es um das Erbe, das die alte Dame ganz anders verplant hat, als vorgesehen. „Kleine Morde erhalten die Erbschaft“ heißt das diesjährige Stück des Clubs Rhenania, das mit makaberen Einfällen wahrlich nicht geizt. Die Komödie in zwei Akten von Andreas Keßner kam bei der Premiere im vollbesetzten SVF-Saal (Teichgasse 31) bestens beim Publikum an. Unter der Leitung von Jürgen Walter und Marion Barchet überzeugte das vierköpfige Ensemble mit viel Sinn für Situationskomik und ausladender Körpersprache. Marion Barchet spielt dabei die Hauptrolle und ist dafür optisch um Jahrzehnte gealtert. Als Martha ist sie richtig fies. Sie gibt sich krank und hilfsbedürftig, springt bei Bedarf aber behände aus dem Bett und hat ihr Ohr an der Tür. Seniorenheim Deluxe An ihrer Schwiegertochter Vera (Romy Weinriefer) lässt sie kein gutes Haar, obwohl diese rund um die Uhr für sie da ist. Die ist „sowieso nicht die richtige Frau für uns“, versucht sie ihrem Sohn Rüdiger (Frank Barchet) einzureden. Der hofft auf den nächsten Karriereschritt und sitzt lange zwischen den Stühlen. Vera hält es nicht mehr aus und will selbst wieder arbeiten gehen, womit Rüdigers Karriere wohl beendet wäre. Auch Denis (Marius Barchet), der Jüngste im Haus, will lieber weiter studieren als Oma pflegen. Gut, dass diese endlich bereit ist, in ein Altenheim zu gehen. Schlecht, dass sie sich für die Variante Fünf-Sterne-Deluxe mit Whirlpool im Bad und eigenem Masseur entschieden hat. Um diesen Luxus zu finanzieren müsste schon das Haus verkauft werden. Rüdiger ist erbost und sieht sein Erbe dahinschwinden. Schlimmer noch: Die Familie droht bald auf der Straße zu sitzen. So denkt Denis laut über Unfälle im Haushalt nach, die so passieren können. Erst absurd verworfen, werden bald die ersten Ideen in die Tat umgesetzt. Da wird dann eine Nachttischlampe manipuliert und die Dosierung der Herztropfen verändert. Ein ums andere Mal wird sich von Oma verabschiedet, die nicht böse sein und „den Opa grüßen“ soll. Doch die überlebt immer wieder, weil Rüdiger im letzten Moment kneift oder scheitert. Einmal wird er als vermeintlicher Einbrecher mit der Bratpfanne verdroschen. Am Sicherungskasten bekommt er selbst einen ordentlichen Schlag verpasst, so dass Oma sich nur wundert, warum es so verbrannt riecht. Die Spielfreude ist den Darstellern anzumerken und die Pointen zünden zielsicher. Der Zweiakter aus der Feder von Andreas Keßner ist bei der Rhenania gut aufgehoben. hbg i Karten für die letzten beiden Aufführungen am Freitag, 8., und Samstag, 9. November, um 20 Uhr im Saal des SVF, Teichgasse 31, gibt es noch bei Gaby Kerth, Tel. 0621/69 21 04, und Christa Schneider, Tel. 69 46 48