Seitensprung mit Ehefrau
Frivol und lasziv geht es zu in der Komödie, die ab jetzt im Prinzregententheater zu sehen ist. Da wird in Dessous über die Bühne gehübt, nach Kamasutra geküsst und sogar eine DildoKollektion vorgeführt. Das Ensemble ist sich für keine Peinlichkeit zu schade, spielt mit Tabus und lässt es dabei ordentlich krachen. Die Zuschauer hatten mehr als einmal Tränen vor Lachen in den Augen. „No Sex in the City“ nennt sich der kurzweilige Zweiakter von Lydia Fox, dem Regisseur Bernhard Dropmann wie immer den letzten Pfälzer Schliff gegeben hat. Die Handlung dürfte den einen oder anderen bekannt vorkommen: In der Ehe von Gitty und Max (Annette Zimmermann und Bernhard Dropmann) ist nach vielen gemeinsamen Jahren die Luft raus. Von Leidenschaft keine Spur mehr, und so suchen sie beide nach einem Weg, dem langweiligen Alltag zu entfliehen. Unabhängig voneinander melden sie sich beim gleichen Seitensprung-Portal. Als Profilbild laden sie nicht ihr eigenes Konterfei hoch, sondern die von Angelina Jolie und George Clooney. Und so kommt es, wie es kommen muss: Beide verabreden sich für ein Blind-Date im Hotel, ein Innenstadt-Etablissement mit Blick auf die autofreie Hochstraße und durchgeknalltem Personal. Fesch aufgetakelt, aufgeregt und von Gewissensbissen geplagt, öffnen beide die Verbindungstür und stehen sich unversehens gegenüber. „Wenn wir schon mal da sind“, sagen sich die beiden und versuchen gemeinsam, bei Schmusemusik und schummerigen Licht die Flaute im Bett zu überwinden. Da wird mit Federn an empfindsamen Stellen gekitzelt und sich in Massageöl geradezu mariniert. Am Ende schläft das „Duracel-Häschen“ aber doch ein, bis sich das Hotelpersonal die Klinke in die Hand gibt. Der temperamentvolle und tolpatschige Hotelpage Juan (Josh Juhn) weiß, was Frauen wollen. Bereitwillig hilft er dem Pärchen auf die Sprünge, nicht ohne dabei seinem eigenen Sockenfetisch zu fröhnen. Der verschrobene Hotelchef Otto (Ralf Lüdke) gibt sich konservativ, steht insgeheim aber auf Frauenkleider. Seine Körpersprache ist ebenso einzigartig wie die sonor-derbe Stimme seiner Frau Erna (Uschi Graf). Die sitzt nicht nur brav an der Rezeption; sie bringt auch Sexspielzeug an Mann und Frau und kommt dabei auch schon mal selbst in Fahrt. Die Zuschauer können sich auf Lachsalven freuen bei Küssen nach Kamasutra, sportlich Anspruchvollem bei „der Schubkarre“ und anderen Show-Einlagen, die man sich erst einmal trauen muss. Das Ensemble jedenfalls sorgt, mit einigem Augenzwinkern, für ein gelungenes Vorspiel. hbg i Weitere Termine im November unter prinzregenten-theater.de