Biedermann und schwules Paar
Ein schwules Paar mit einer überdrehten Drama-Queen als fürsorgliche Mama. Ein Sohn, der langsam flügge wird, und dabei die Liebe seines Lebens kennenlernt. Dazu ein Biedermann, der allem Gleichgeschlechtlichen eher kritisch gegenüber steht. Daraus ergeben sich fast schon zwangsläufig amüsante Verwicklungen, die kein Klischee auslassen und dabei das eine oder andere Vorurteil offenbaren. Manches bei „Tutti frutti“ erinnert an die legendäre französische Filmkomödie „Ein Käfig voller Narren“. Neue Ideen kamen bei der Adaption von Bernhard Dropmann und Klaus Schramm aber dazu, wie die Video-Einspielungen von Vicky Fondor (Günther Becker), einer Art Dame-Edna-Verschnitt. Insgesamt verlief die Premiere der Komödie im Prinzregententheater noch etwas holprig. Das lag auch an den verworrenen Hintergrunderzählungen über verstorbene Ehemänner, betrogene Mütter, Exfrauen und einstige Etablissements. Mitunter war im Publikum deshalb auch mal ein „Hä?“ zu hören. Letzten Endes bekam das Ensemble aber die Kurve und schaffte, wofür alle gekommen waren: gute zwei Stunden Unterhaltung mit vielen herzhaften Lachern. Guten Anteil daran hatte Klaus Sokoli, dem die Rolle des hysterisch-liebevollen David mit spitzen Schreien, ausladenden Gesten und schrillen Kostümen sichtlich Spaß machte. Als eher femininer Part der Beziehung hat er den Sohn seines Lebensgefährten Francois (Walther Borkowski) mit aufgezogen. Dass Joel (Felix Weiß) nun bald sein Uni-Examen macht und ein eigenes Leben beginnen will, schmeckt ihm überhaupt nicht. Hinzu kommt, dass Mutter Lore (Silke Eberhard) mit falschen Angaben Sozialleistungen erschlichen hat für elf vermeintliche Mitbewohner. Nun steht Besuch vom Amt und damit Ärger ins Haus. Zudem hat sie sich bei der Partneragentur von Evelyn Kupplinger (Astrid Conrad-Mayer) angemeldet, die jedoch nur an ihr Geld will. Immerhin hat sie ja schon Jean-Claude (Igor Basse-Lemmer) vermittelt, der für den Prüfer vom Amt gehalten wird, sich aber so schnell nicht wegschicken lässt. Als dann die echte Prüferin, die komplexbeladene Gitti (Marion Strese) dazu kommt, nimmt das VerwechslungsKarussell weiter Fahrt auf. Vor einem Bühnenbild wie aus einem Traum von Harald Glööckler wird dann schon mal der arme David fast von einer Frau vernascht. Am Ende gibt es eine Familienzusammenführung und vier Paare mit zwei Hochzeitsanträgen – kein schlechter Schnitt für die Liebe. Die triumphiert am Ende und bekommt dafür ein Ständchen gesungen. „So schön klammotig“, war nach der Aufführung zu hören, aber auch: „Die brauchen noch zwei, drei Aufführungen, bis alles sitzt.“ hbg i Termine, Kartenreservierungen und weitere Info im Internet unter www.prinzregenten-theater. de oder unter Telefon 0621/52 52 40.