Wenn Politik auf Kirche trifft

Wer ist er? Was will er bewirken? Was liegt ihm am Herzen und wie steht er zur Kirche? Diese und andere Fragen stellten die beiden Friesenheimer Pfarrer Thomas Kiefer und Dr. Udo Stenz den drei Kandidaten zur Ortsvorsteherwahl am 26. Mai. Zu diesem inzwischen schon zur Tradition gewordenen „Polit-Talk“ hatte der Männerstammtisch St.Gallus – St.Josef eingeladen. So konnten Amtsinhaber Günther Henkel (SPD) und seine beiden Herausforderer Dr. Thomas Ralle (CDU) und Dieter Schneider (FDP) sich persönlich vorstellen und mit ihren potenziellen Wählern ins Gespräch kommen. Während Ralle als „Cheflobbyist der rheinland-pfälzischen Eltern“ vor allem für eine bessere Ausstattung der Schulen kämpfen will, hat sich Schneider vorgenommen, im Sinne der Friesenheimer der Verwaltung die Stirn zu bieten und der großen Koalition im Stadtrat das Leben schwer zu machen. Henkel möchte weitermachen und dabei von seiner Erfahrung profitieren – nach einem Lernprozess, der „knüppelhart“ gewesen sei. Dass er Gegenkandidaten hat, findet er als Demokrat gut und der Wahlkampf mache im Spaß. Anders als in der Bundes- oder Landespolitik gehe es hier aber um Sachthemen, und da sei Zusammenarbeit wichtiger als Profilierung. Für den Job des Ortsvorstehers würde Ralle sich im Landeselternbeirat zurückziehen. Schneider würde sich im Ortsbeirat als eine Art Moderator sehen, der den Ausgleich sucht. Henkel will weiter mit den Leuten reden, sich Zeit nehmen und authentisch sein. Denn nur so könne man gegensteuern bei einer gesellschaftlichen Entwicklung, die er schon seit längerem sehe: Der soziale Kitt gehe verloren, das Miteinander und nach dem Nachbarn schauen. Wilder Müll wachse eben nicht auf Bäumen, sondern werde von Mitbürgern hingeworfen. Die Rolle der Kirche sehen alle Kandidaten als wichtig an. „Sie nehmen dem Staat einiges an Last ab“, meint Schneider mit Blick auf Kindergärten und andere soziale Einrichtungen und Dienstleistungen. „Die Leute brauchen Orientierung“, betonte Ralle, und dafür sei es wichtig, berechenbar zu sein und klare Kante zu zeigen. Das gelte für Politik und Kirche, allem Zeitgeist zum Trotz. Von Seiten des Publikums wurden die Kandidaten gefragt, wie sie denn zum geplanten Neubaugebiet Luitpoldstraße Nord stehen. Ralle ist hin und her gerissen, weil er in der Nähe wohnt und die Anwohner versteht. Andererseits werde Wohnraum für junge Familien dringend benötigt. Schneider kritisiert, dass davon vor allem die drei Grundstücksbesitzer profitieren. Henkel verwies auf das bestehende Baurecht, wonach sogar Neubauten in Höhe des Pflegeheim möglich wären. Wenn die Stadt Gewinnmaximierung verhindern wolle, müsse ein moderater Bebauungsplan durch Interessenausgleich angestrebt werden. hbg i Details zur Person und den politischen Schwerpunkten stehen in weiteren Berichten auf dieser und der nächsten Seite.