Unwillkommener Nager-Zuwachs
Die einen finden sie ja irgendwie noch niedlich. Doch andere ekeln sich vor ihnen, haben teilweise sogar panische Angst: Ratten. In der Bellenstrasse/Ecke Gontardstraße tummeln sich vermehrt Ratten. Doch warum? Lindenhof-aktuell-Leserin Barbara Wenz hat einen Verdacht.
Immer mal wieder kreuzen sie in Windeseile die Wege und verschwinden im Gebüsch oder dunklen Ecken. Doch es gibt Stellen, da tummeln sich die Ratten nahezu. Und ihre Angst vor Menschen scheinen sie dort verloren zu haben. So zum Beispiel beim Wohnort der Lindenhof-aktuell-Leserin Barbara Wenz in der Bellenstraße/Ecke Gontardstraße.
„Bei uns sitzen sie im Vorgarten, laufen uns mehr oder weniger schon über die Füße“, erzählt die Lindenhöferin. Sie ist von den als Krankheitsüberträger geltenden Tieren nicht wirklich begeistert. Und tatsächlich: Bei einem Besuch vor Ort dauert es nicht lange, da tauchen schon die ersten Ratten auf. Ihre menschlichen Beobachter scheinen sie kaum zu interessieren. Schnelles Weghuschen? Fehlanzeige. Genüsslich knabbern die Tiere vor sich hin.
„Das hatte letztes Jahr angefangen“, so Barbara Wenz. In direkter Nachbarschaft seien Bepflanzung und Gestrüpp wegen Baumaßnahmen entfernt worden. Und damit wahrscheinlich die Zufluchtsorte für die unliebsamen Mitbewohner. „Die Ratten kamen dann alle zu uns“, schätzt Wenz. Einerseits finden die Pelztiere im teilweise dicht bewachsenen Vorgartenbereich der Mehrfamilienwohnanlage problemlos Unterschlupf. Doch Barbara Wenz vermutet noch einen anderen Grund, der die Beliebtheit dieses Ortes bei den Ratten steigert: Müll. „Müll, den die Passanten hier beim Vorbeigehen reinschmeißen“, so Wenz. Darunter befinden sich auch Essensreste. Ein sprichwörtlich gefundenes Fressen für die Ratten.
Doch warum schmeißen die Fußgänger ausgerechnet in den Vorgarten von Barbara Wenz und ihren Nachbarn so viel Müll? „Das Problem ist, dass es hier in der Nähe keinen einzigen Mülleimer gibt“, so die Lindenhöferin. Sie sei den Weg vom Hauptbahnhof über die neue Glückstein-Allee durch die Bellenstraße – also auch vorbei an ihrem Wohnhaus – abgelaufen und stellte fest: „Der erste Mülleimer befindet sich erst an der Sankt-Josef-Kirche.“ Und so verschwinden viele Snack-Reste der Menschen zur Freude der Tiere in den Hecken. Auch die Katzenfütterung eines Nachbarn von Barbara Wenz auf offener Straße dürfte den Wohlfühlfaktor der Nager erhöhen.
Auf Anfrage von Lindenhof aktuell beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Mannheim, warum es denn so wenige Mülleimer in dieser Umgebung gäbe, erklärte Margarete Farag: „Wir werden das überprüfen. Und sollte auf so einer langen Strecke ein Mülleimer fehlen, werden wir einen aufstellen.“ Die Überprüfung sollte laut Farag nach Ostern stattfinden. Zwischenzeitlich hat ein Schädlingsbekämpfer im Bereich um Barbara Wenz’ Wohngegend Giftköder gegen Ratten aufgestellt. Auch dieser war bei seinem Erkundungsgang entsetzt, wie die Lindenhöferin berichtete. „Er staunte über die Rattenplage, wie er es selbst nannte“, so Wenz. Die Köder haben ihre Wirkung schon entfaltet. Immer wieder findet Barbara Wenz nun verendete Ratten. Und da taucht auch schon das nächste Problem auf: „Was macht man nun mit den toten Tieren?“, fragt sie sich.
Auskunft darüber gibt Kay Petersen von der Kölner Schädlingsbekämpfungsfirma Apex, die auch in Mannheim im Einsatz ist. „Die toten Tiere verwesen und können von der Bekämpfungsfirma oder den Kunden entsorgt werden“, sagt er. Oftmals sei in den Ködern ein Wirkstoff enthalten, der bewirke, dass das tote Tier austrockne, wodurch Verwesungsgeruch verhindert werde. Eine Rattenbekämpfung kann Petersen zufolge dauern. Teilweise zwei bis drei Monate, schätzt er. „Wir kontrollieren im Bekämpfungszeitraum regelmäßig. Im Bedarfsfall wird Köder nachgelegt.“ Die Ratten sterben circa drei Tage, nachdem sie von den Ködern, oftmals ein Granulat, das sich in den Köderstationen befindet, gefressen haben. So verhindert man, dass die schlauen Tiere lernen, woher das Gift kommt, denn sie würden es nicht mehr anrühren.
Auch wenn sich die Rattensituation in der Bellenstraße in letzter Zeit etwas zugespitzt hatte, spricht die Stadt Mannheim nicht von einem Rattenproblem. Auf Anfrage teilt sie Lindenhof aktuell mit: „Die Rattenpopulation in Mannheim entspricht dem vergleichbarer Großstädte. Die Bekämpfungsmaßnahmen reichen aus, um die Population auf dem vertretbaren Niveau zu halten.“ Die Stadt versuche die Bevölkerung in Bezug auf Ratten zu sensibilisieren, zum Beispiel bei öffentlichen Anlässen, wo Flyer diesbezüglich ausgelegt werden. Zudem sei die Stadt in ständigem Einsatz, um Rattenplagen zu vermeiden. „Bekämpfungsaktionen werden regelmäßig initiiert. Ebenso finden sie nach entsprechenden Hinweisen aus der Bevölkerung oder vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim sowie aufgrund von Routinekontrollen durch beauftragte Firmen statt“, heißt es aus der Verwaltung. Bekämpfungsmaßnahmen finden unter anderem im öffentlichen Raum auf Wegen, Spielplätzen oder Grünanlagen statt. Dafür verfügt der Eigenbetrieb für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung über ein Budget in Höhe von 30.000 Euro. Auch lege der Eigenbetrieb Stadtentwässerung unterirdisch im Kanalnetz zur präventiven Rattenbekämpfung regelmäßig Fraßköder aus. Die Kosten betragen dafür rund 60.000 Euro.
Doch man kann selbst auch etwas gegen den Rattenbesuch tun, indem man ihnen quasi keinen reich gedeckten Tisch anbietet, also beispielsweise verantwortungsvoll Nahrungsmittelabfälle entsorgt: keine Speisereste in die Toilette, keine Essensreste offen in den Hausmüll, keine Müllsäcke neben den Tonnen lagern oder keine Speisereste kompostieren.
Zudem, so kann man dem Flyer der Stadt und den Worten Kay Petersens entnehmen, soll man den Tieren keinen Unterschlupf bieten. Das heißt unter anderem, Sträucher, Hecken, Büsche, Bodendecker und Kletterpflanzen im Garten kurz halten beziehungsweise auslichten. „Nur so kann man der Lage dauerhaft Herr werden“, sagt Kay Petersen. jm
i Wer Hinweise auf ein Rattenproblem im öffentlichen Raum hat, kann sich damit an die Behördennummer 115 wenden oder an die „Hotline Öffentlicher Raum“ der Stadt Mannheim unter 0621/2934003. Dort erhält man auch weitere Informationen zum Thema „Ratten“. Bei einem Rattenbefall auf einem Privatgrundstück sollte man zur Bekämpfung eine Fachfirma hinzuziehen. Adressen findet man im Telefonbuch oder im Internet.