Pfarrer mit „unbändigem Optimismus“
Ein Vierteljahrhundert lang war Hans Ehrlich Pfarrer der Markuskirche. Am 2. Oktober wurde er nun feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Ein würdevoller Abschied, der in einen Erntedankgottesdienst eingebettet war: die Markuskirche schön geschmückt und voll besetzt, Grußworte und Musik sowie viele Erinnerungen, die an diesem Vormittag noch einmal wach wurden. Neben Pfarrer Ehrlich gestaltete unter anderem Dekan Ralph Hartmann den Gottesdienst. Im Anschluss gab es im Gemeindehaus einen Empfang.
Am 1. November 1991 trat Pfarrer Ehrlich seinen Dienst in der Markusgemeinde an. Doch bevor Friedhelm Klein, der Vorsitzende des Ältestenkreises, in seiner Ansprache genauer auf das Wirken Ehrlichs im Almenhof einging, blickte er noch ein paar Jahre weiter zurück. Denn es war 1984, als Hans Ehrlich mit seiner Familie in Deutschland ankam. Er war bereits Pfarrer, und er floh vor dem totalitären Regime des Diktators Nicolae Ceausescu aus seiner Heimat Rumänien. Klein nannte die Beweggründe, indem er Ehrlichs Worte von damals zitierte: „Dies war die einzige Möglichkeit, mit reellen Chancen ein gelingendes Nein zu sagen zum damaligen totalitären System. Es ging letztlich darum, seine Würde zu bewahren“, habe der Siebenbürger erklärt. Beweggründe, die laut Friedhelm Klein aktueller denn je seien.
In den letzten 25 Jahre habe sich viel getan, so der Vorsitzende des Ältestenkreises weiter. Und Pfarrer Ehrlich habe etliches dazu beigetragen. Mindestens 900 Gottesdienste, rund 500 Taufen von Kindern und Erwachsenen, über 100 Trauungen sowie etwa 1100 Gemeindemitglieder, von denen Abschied genommen wurde, sei dabei nur der spektakuläre Teil seines Wirkens, so Klein. Daneben habe der Geistliche sich auch um Konfirmanden, Kinder und Jugendliche gekümmert, ebenfalls um ältere Menschen. „Alles zusammengenommen ist dies eine stolze Bilanz, auf die Sie heute zurückblicken können“, sagte Klein.
Des Weiteren beschrieb er Pfarrer Ehrlich als unaufgeregt und liebenswürdig und als einen Geistlichen, der sich überall eingebracht hatte. „Er hat mehr getan, als es die Dienstanweisungen für einen Pfarrer vorgeben“, lobte Klein den frisch gebackenen Pensionär und dachte dabei zum Beispiel an die Klettertouren des Pfarrers auf den Kirchturm, bei denen er Interessenten in luftige Höhen mitnahm.
Für Pfarrer Günther Welker von der evangelischen Lukasgemeinde sei der Ruhestand Ehrlichs eine Art Zäsur. Er blickte auf gemeinsame Unterrichtsstunden und gemeinsame Gottesdienste zurück. Welker hob den „unbändigen Optimismus“ Ehrlichs hervor. Besonders freue er sich jedoch, dass sein Amtskollege im Almenhof wohnhaft bleibt. „Du bist Gemeindepfarrer mit Herz und Seele, und das endet nicht so einfach mit dem heutigen Tag“, so Welker, der davon ausgehe, dass sich Hans Ehrlich auch weiterhin mit seiner geschäftigen Weise in der Gemeinde einbringt.
Als letzter Grußredner im Gottesdienst ergriff Pfarrer Martin Wetzel von der katholischen Gemeinde Mariä Hilf das Wort. Er ging auf die Ökumene ein und bescheinigte Pfarrer Ehrlich Offenheit für das Miteinander, Gastfreundschaft und eine freundschaftliche Zusammenarbeit. jm