Essbares Besteck aus dem Lindenhof
Einfach aufessen – und weg ist der Löffel, mit dem man gerade noch das Eis oder die Suppe to go verspeist hat. Kein Plastikmüll, der die Umwelt belastet.
Was traumhaft klingt, gibt es wirklich. Das Mannheimer Greentech-Start-up Frenvi hat solch essbares Besteck entwickelt und ist gerade dabei, eine Fertigungsanlage dafür in Mannheim zu verwirklichen. Aber nicht nur essbares Besteck steht auf dem Programm des jungen deutsch-indischen Unternehmens, dessen Firmensitz im Mannheimer Existenzgründungszentrum Mafinex im Lindenhof ist. Die beiden Ingenieure und Inhaber, Abhinav Ramachandran und Phanindra Gopala Krishna, haben sich auch dem Thema „Upcycling“ verschrieben und wollen in Zukunft mit ihrer Anlage zudem kompostierbare Becher, Teller, Kosmetikbehälter oder Umverpackungen für Süßigkeiten aus Abfällen, die in der Lebensmittel- oder Getränkeindustrie anfallen, formen. Forschungen dazu laufen.
Im November 2021 erst hat Frenvi – eine Kurzform für „Friendly Environment“ – für diese Idee den mit 10.000 Euro dotierten Mannheimer Exis-tenzgründerpreis MEXI in der Kategorie Technologie gewonnen, den in diesem Fall die Firma Roche sponsert. Die beiden ehemaligen SRH-Studenten Ramachandran und Krishna sowie ihr Team sind seit Ende 2020 in Mannheim ansässig. „Wir haben uns bewusst für diesen Standort entschieden, da wir hier sehr gut unterstützt werden“, so Stefan Beyerle, der bei Frenvi für das Marketing und den Verkauf verantwortlich ist. Und so haben sie sich auch dafür entschieden, in Mannheim bis Ende 2022 eine klimaneutrale, vollautomatische Produktionsanlage aufzubauen, mit der das essbare Besteck hergestellt werden kann. Täglich sollen dann zunächst bis zu drei Millionen der knusprigen Löffel vom Band laufen, womit die Anlage industrietauglich wäre.
Aktuell läuft seit Oktober im indischen Bangalore die halbautomatische Pilotanlage und damit die weltweit erste Linie, die nach dem patentierten Frenvi-Verfahren essbare Löffel formt. Das Pilotprojekt in Indien und in Kooperation mit der Deutschen Entwicklungsgesellschaft habe zusätzlich einen sozialen Aspekt, erläutert Stefan Beyerle. „Bis zum Jahr 2024 können dort von dem Gehalt bis zu 2000 Familienmitglieder leben, und bis zu 600 Kinder erhalten die Möglichkeit, die Schule zu besuchen.“
Über Indien soll unter anderem der australische Markt versorgt werden. Während dort schon 35 Mitarbeitende im Einsatz sind, zählt Frenvi in Mannheim bislang sechs. Durch die Produktion in der Quadratestadt gelangt das essbare Besteck in den europäischen Raum. „Die Essbarkeit ist unsere erste Stufe“, erklärt der 48-jährige Beyerle weiter. „Wir haben uns überlegt, ob eine Produktion mit dem gleichen Verfahren auch mit Sekundärstoffen, also mit Rest- und Abfallstoffen aus der Industrie, möglich ist.“
Dabei sei man nicht nur auf Besteck begrenzt, sondern könne quasi alles, was mit dem 3-D-Drucker formbar ist, herstellen. Komplett bio-basiert und kompostierbar. „Unser Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Technologien liegt bei der Nutzung von hochfeuchten Reststoffen, wie sie in der Getränkeindustrie anfallen. Diese müssen bei anderen Verfahren erst heruntergetrocknet werden. Wir können sie direkt verarbeiten“, sagt Beyerle. Dadurch werde unter anderem der energieaufwändige Trocknungsprozess gespart. Und durch die Feuchtigkeit seien die Stoffe auch nicht allzu lange lagerungsfähig, wodurch die direkte Verarbeitung ebenfalls zum Vorteil wird. Gerade die Industrietauglichkeit, die Frenvi anstrebt, brachte ihnen den MEXI-Preis ein. jm