Die Lindenhöfer fühlen sich in ihrem Stadtteil größtenteils sicher. Das ist das Ergebnis einer Studie des Heidelberger Professors Dieter Hermann, die Ende letzten Jahres vorgestellt wurde – Lindenhof aktuell berichtete. Die Mannheimer Polizei hingegen betrachtet mit ihrer Kriminalstatistik nicht das subjektive Empfinden der Bürger, sondern die Verbrechen die begangen und angezeigt wurden. Auch auf Anfrage gab die Behörde keine speziell den Lindenhof betreffende Daten bekannt. Der Gesamtblick auf Mannheim ist aber nicht minder interessant.
„So wirkliche Knaller hatten wir für Sie dieses Jahr keine“, sagte der Leiter der Kriminalinspektion 1, Ralf Würtenberger, am Ende der Pressekonferenz zur Kriminalstatistik für das Jahr 2012 mit einem Augenzwinkern und fast entschuldigend. Zuvor wühlte er sich durch viele bunte Grafiken, die letztendlich belegen, dass in Mannheim 3,3 Prozent weniger Straftaten begangen wurden als im Jahr zuvor. Ein Rückgang um 985 Delikte. Damit folgt die Quadratestadt dem Trend Baden-Württembergs, wo ein Rückgang von 1,6 Prozent zu verbuchen ist. „Man muss sich aber noch genauer anschauen, in welchen einzelnen Bereichen die Taten zurückgegangen sind“, stieg Polizeipräsidentin Caren Denner zu Beginn der Konferenz tiefer in die Materie ein. Zwei Bereiche seien laut ihr besonders auffällig gewesen: Betrug und Sachbeschädigung. Was den Betrug betrifft, er verzeichnet ein Minus von 1,6 Prozent, gab es 2012 bei den Unterschlagungsdelikten beispielsweise 243 weniger Fälle. Die Sachbeschädigungen schrumpften sogar um 15 Prozent, was bedeutet, dass der Polizei 453 Fälle weniger gemeldet wurden als im Vorjahr. Interessant auch die Struktur der insgesamt rund 11600 Tatverdächtigen, dabei vor allem, ob sie direkt aus Mannheim kommen oder quasi von außerhalb „zureisen“. Denn rund 40 Prozent stammen nicht aus Mannheim. „Hier wird die Zukunft zeigen, ob ein Trend besteht, dass die Kriminalität importiert wird“, sagte Würtenberger und sprach damit einen möglichen Attraktivitätszuwachs der Quadratestadt als Ausgeh- und Eventstadt an – und die damit einhergehenden Folgen. Einen kontinuierlichen Rückgang seit zehn Jahren verzeichnet die Polizei bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren. 2003 waren es noch rund 3300, 2012 bereits circa 2500 – ein Minus von 23,5 Prozent. Würtenberger begründete dies neben der Demografie einerseits mit einer spezialisierteren Polizeiarbeit. Andererseits könnte auch ein Wandel innerhalb der Familien stattgefunden haben, die sich nun verstärkt um die Jugendlichen kümmern. Auch das erweiterte Angebot an Ganztagesschulen nannte Würtenberger als mögliche weitere Ursache.Typische Jugenddelikte waren auch 2012 Ladendiebstahl, Erschleichen von Leistungen und Körperverletzung neben den Vergehen im Betäubungsmittelbereich.
„Am meisten beschäftigt uns bei den Unter-21-jährigen der Bereich Raub“, so Würtenberger. Eine Zunahme von knapp 31 Prozent treibt den Beamten die Sorgenfalten ins Gesicht. Oftmals seien es Gelegenheitstaten, wenn Gruppen abends unterwegs sind, einen Alkoholisierten antreffen und diesem das Handy oder den Geldbeutel rauben. „Ein bedauerlicher Trend, den wir letztes Jahr schon festgestellt haben“, sagte auch die Polizeipräsidentin. „Vor allem, weil sich die Jugendlichen damit eventuell das ganze Leben versauen“, so Württemberger. Bezüglich der Diebstahlskriminalität berichtete der Leiter der Kriminalinspektion 1 von einem deutlichen Rückgang um 37 Prozent, was die Wohnungseinbrüche betrifft. Und das, obwohl die Rate im Ländle um rund fünf Prozent angestiegen ist. Gründe sah Würtenberger in der Mannheimer Polizeiarbeit.
Es wurde eigens eine Gruppe „Eigentum“ aus Kripo- und Schutzpolizeibeamten gegründet, nachdem 2011 mehrere Einbrechergruppierungen ihr Unwesen trieben. Die Mannheimer berichteten für 2012 zudem von elf Drogentoten (2011: 14) und einem deutlichen Zuwachs an Cannabisverstößen um rund elf Prozent. Insgesamt hat die Polizei 53,3 Prozent der begangenen Straftaten aufgeklärt. Der auferlegte Sparzwang habe sich laut Denner noch nicht auf die Mannheimer ausgewirkt. „Das kann aber schleichend kommen“, meinte Würtenberger mit Blick in die Zukunft. Wahrscheinlich in der Hoffnung, auch in den kommenden Jahren keine „Knaller“ präsentieren zu müssen. jm