„Alles bekannt, aber sehr seltsam“

Ab dem 9. April wird die Ausstellungsreihe „Kunst@work“ bei Immobilienmakler Jens Hotzel fortgesetzt, diesmal mit „märchenhaft phantastischer“ Kunst: „Seltsam bekannt“, so der Titel, unter dem die Werke von Joachim Lehrer in der Meerfeldstraße gezeigt werden. 

Der Titel der Ausstellung ist mehr als treffend: Die Objekte in  Joachim Lehrers Werken sind dem Betrachter sehr bekannt – seltsam ist jedoch die Kombination eben dieser. Da steht eine  Telefonzelle auf einer einsamen Klippe, ein Strandkorb auf einem Berggipfel, ein Auto inmitten tosender Meereswellen – die ungewöhnliche Kombination dieser eigentlich einfachen Objekte machen die Bilder von Joachim Lehrer zu einem Blickfang. Eines jedoch fehlt: der Mensch, und das hat Methode. Die Fahrzeuge, die vornehmlich in seinen Kunstwerken abgebildet sind, übernehmen hier menschliche Züge, werden Protagonisten und beginnen zu erzählen. Der Tübinger Maler spielt virtuos mit dem „Mythos Automobil“, wobei seine Bilder sowohl voller Ironie als auch überaus realistisch erscheinen. Mit der Thematisierung von Technik zeigt er Sinnbilder menschlichen Handelns auf, die zur Reflektion anregen.

Auch in seiner Detailtreue lässt der Künstler dem Betrachter keine Chance zum Wegschauen. Ein einfacher, kurzer Blick auf das Werk – das geht nicht. Man sollte genau hinschauen, denn es gibt viel zu entdecken, vor allem „en mi­ni­a­ture“. Und wenn man die akribische Entstehungsgeschichte der einzelnen Bilder kennt, dann weiß man, dass jedes Werk vollkommene Aufmerksamkeit verdient hat.

Joachim Lehrer praktiziert die aufwändige „barocke Lasurmalerei“. Aus vielen Lasuren setzt sich das Bild langsam zusammen. Lasuren, so dünn, dass der Pinsel keine Spuren hinterlassen kann. Ins Dunkle vertieft und im Licht leicht pastos aufgetragen: so wird die fast fotografisch-glatte Oberfläche lebendig in ihrer Wechselwirkung – hier deckend, dort durchscheinend bis auf den Malgrund. Diese fantastische Maltechnik, die unnachahmliche Farbwirkungen erzeugt, wird seit Jahrzehnten nicht mehr unterrichtet oder vermittelt. Mit vielen anderen Fähigkeiten ist sie im Strom des modernen Zeitgeistes untergegangen und nur noch ganz wenige Maler halten dieses Kulturerbe abendländischer Malerei in ihrer täglichen Arbeit am Leben. Und so wird diese Technik, Jahrhunderte nachdem niederländische Maler dieses Malverfahren entwickelten, weiterhin modernen Aufgabenstellungen gerecht.

Von Schweden bis in die Schweiz, von Frankreich bis nach Österreich erstreckt sich der Wirkungskreis der Ausstellungen von Joachim Lehrer. Seine Arbeiten sind auf insgesamt vier Kontinenten zu sehen, nicht zuletzt in bekannten öffentlichen Sammlungen und Museen. Nun hat das Publikum in Mannheim und Umgebung die Chance das Schaffen des Tübinger Künstlers zu betrachten. Bis zum 20. Mai ist die Ausstellung in der Meerfeldstraße im Lindenhof zu sehen.             sabi

i „Seltsam bekannt“, Bilder von Joachim Lehrer, Ausstellung bei Immoztion in der Meerfeldstraße 39. Ausstellung bis 20. Mai.