„Das wäre eine ökologische Katastrophe“

„Es wäre die größte Abholzung, die Mannheim je erlebt hat“, so Wolf Rainer Lowack von der BIG bei einer Begehung des Damms an der Schwarzwaldstraße. Und damit würde er keineswegs untertreiben: Die geplante Dammsanierung zwischen Neckarau und dem Lindenhof wirft viele Fragen auf – und zuständige Behörden geben leider wenig Antworten.
„Das wäre eine ökologische Katastrophe“, beschreibt es BIG-Mitglied und Bezirksbeirat Wolf Engelen, der zu der Begehung entlang des Rheins eingeladen hatte, noch ein wenig drastischer. „Ich hab das mal gezählt – das wären über 400 Bäume, die abgeholzt werden müssten“.
Die Fakten: Die so genannte „Ertüchtigung des Rheinhochwasserdammes RHWD XXXIX in Mannheim“ soll Ende 2018 in Angriff genommen werde, hierzu wurden bei einer Veranstaltung im Juni 2017 die Bürger des Stadtteils Neckarau informiert. Dort war das Thema auch Gegenstand einer Bezirksbeiratssitzung. Der Antrag von Wolf Engelen, dies auch im BBR Lindenhof zu besprechen, wurde abgelehnt, der Punkt von der Tagesordnung genommen. Der BBR wurde lediglich zu einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik eingeladen, wo das Thema behandelt wurde – allerdings nur zum Zuhören, Fragen waren kaum zugelassen. „Das ist ein Unding, weil die Sanierung auch eine große Strecke des Lindenhofs betrifft“. Und dieses Gebiet ist sehr speziell, denn hier wachsen nicht nur viele Bäume, auch Privatgrundstücke befinden sich auf dem Areal. Und die Sanierung sieht nun mal vor, dass auf dem Damm eine 30 Meter breite „baumfreie Zone“ entstehen soll. Wolf Engelen maß an einer besonders brisanten Stelle in Höhe der Speyerer Straße nach, etwa viereinhalb Meter würde diese Zone auch in den Garten eines Privatgrundstückes hinein ragen (Bild oben rechts). Die Frage stellt sich: Ist das Abholzen hier dann überhaupt rechtens?
Ökologisch fragwürdig stellt sich auch die Situation ein wenig weiter dar – hier beginnt der Waldpark, der ja als Landschaftsschutzgebiet ausgeschrieben ist. „Sicherheit steht für Behörden allerdings über Landschaftsschutz“, bemerkt Wolf Rainer Lowack. Die Bäume, so ergänzt Engelen, wären eine Gefahr, weil sie bei Hochwasser eventuell entwurzelt würden und umfallen könnten, hier würde sich dann noch mehr Wasser sammeln. „Das ist für mich Blödsinn, das Wurzelwerk stärkt doch den Damm“. Zudem, so das Seltsame, hat die Stadt erst vor ein paar Jahren neue Bäume auf dem ersten Damm direkt am Ufer gepflanzt. „Wenn das eine Gefahr ist, warum dann hier nicht auch?“.
Bei den vielen Fragen, die die Ertüchtigung aufwirft, geben sich die Behörden aber sehr bedeckt. In einem Schreiben kritisert Wolf Engelen auch dies: „Für den einfachen Bürger – und nicht nur ihm – stellen sich da schon berechtigte Fragen nach der fachlichen Kompetenz sowie verantwortungsvoll und sinnvoll ausgegebenen Steuergeldern. Auch die sehr späte Information an den Bezirksbeirat Lindenhof erscheint nun in einem anderen Licht“. Sollten die Lindenhöfer etwa absichtlich uninformiert bleiben? So weit will man im Bezirksbeirat und in der BIG noch nicht denken, „wir sind auf jeden Fall jetzt im regen Austausch mit der Stadt und mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe“.
Die BIG Lindenhof und der Bezirksbeirat wollen in dieser Angelegeheit also auf jeden Fall am Ball bleiben, denn das Ausmaß dieser Maßnahme wäre enorm und irreparabel. Für den Sommer ist auch eine Informationsveranstaltung in der Lanz-Kapelle geplant, organisiert vom BBR und der BIG.                   sabi