„Den jungen Bürgern eine Stimme geben “

Vor kurzem hat in der Alten Feuerwache der erste Mannheimer Kindergipfel stattgefunden. Auch eine Gruppe aus dem Lindenhof vom Kinderhaus Torwiesenstraße war mit dabei.

 

Laut war es. Laut und bunt. Der erste Mannheimer Kindergipfel verwandelte die Alte Feuerwache in einen Sammelplatz voller Anregungen und Wünsche. Hier hatten Sieben- bis Dreizehnjährige aus allen Stadtteilen Mannheims die Möglichkeit, mit der Politik direkt in Kontakt zu treten. Das Ziel des Gipfels: Den jungen Bürgern Gehör verleihen. Es hat geklappt. Etwa 170 Kinder, verteilt auf fast 20 Gruppen, präsentierten die Themen, die aus Kinderaugen und stadtteilbezogen relevant sind. Auch eine Gruppe aus dem Lindenhof war vertreten.

Nachdem Oberbürgermeister Peter Kurz per Live-Schalte aus Berlin die Kleinen und Großen begrüßt hatte und ihnen einen spannenden Tag wünschte, ging es bald schon mit einer Podiumsdiskussion los. Politiker setzten sich mit den Präsentationen der Kinder auseinander, redeten mit den jungen Teilnehmern und erklärten ihnen und dem Publikum, wie ihre Anregungen Realität werden könnten. Und davon gab es jede Menge.

Die neunjährige Lindenhöferin Alina beispielsweise. Sie hatte sich schon von der für Kinder vielleicht etwas zu langwierigen Diskussionsrunde – irgendwann flogen die Sitzkissen durch die Gegend – abgeseilt und am Platz der Kindergruppe aus dem Lindenhof niedergelassen. Und sie war kaum zu bremsen. „Die Spielplätze müssen sauber sein“, sagte sie. Vor kurzem erst habe sogar ein kaputter Fernseher zwischen den Spielgeräten gelegen. „Und es sollen nicht so viele Große auf den Spielplatz kommen.“ Unterstützung bekam Alina von ihrem ebenfalls neunjährigen Gruppengenossen Iseah, dem aber auch noch etwas anderes unter den Nägeln brennt. „Ich habe viele Fotos von Schlaglöchern gemacht. Die sollen repariert werden“, sagte er und deutete auf die Schautafel, an denen die Beweisaufnahmen hingen. Auch Gabriel (9) stieg mit ein: „Der Boden auf dem Pfalzplatz ist kaputt. Ich bin schon hingefallen und habe mir wehgetan.“ Der Pfalzplatz, auf dem Lindenhof eine große betonierte Fläche mit Spielplatz, lag der Gruppe besonders am Herzen.

Erstaunlich war, dass den jungen Menschen durchaus bewusst war, dass nicht alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen werden. „Es gibt viele Konkurrenten, aber wir hoffen, dass sich etwas verändert“, erklärte Alina. Nach der Diskussionsrunde hatten die Kinder Zeit, mit den Politikern zu sprechen, die sich an ihren Stand setzten. Und die Kleinen bewiesen dabei ganz schön Mut, denn: „Wir haben keine Angst, mit den Erwachsenen zu reden“, betonte Alina.  So genannte Kümmererverträge, die die Kinder mit den für ihre Anliegen verantwortlichen Politikern abschlossen, sollen dafür sorgen, dass die Gespräche nicht schon in naher Zukunft im Nirwana versinken. Und die jungen Bürger bekamen damit einen Ansprechpartner, den sie irgendwann einmal auf ihre Abmachungen anhauen können. Und wird das auch geschehen? „Wahrscheinlich“, so die kleine Alina.

Der Kindergipfel hat bewiesen, dass sich die junge Generation Gedanken macht und ernsthaft etwas zu sagen hat – selbstbewusst und gegebenenfalls auch mal etwas lauter. Jetzt liegt es an den Politikern, ob sie die jungen Stimmen hören.              jm

i Der Mannheimer Kindergipfel wird vom Kinder- und Jugendbüro „68Deins!“ durchgeführt. Er soll alle vier Jahre stattfinden. Die Ergebnisse werden in einer Broschüre dokumentiert. Der Gemeinderat und die Bezirksbeiräte bekommen einen Bericht über die Veranstaltung. „68Deins!“ wird nach geraumer Zeit nachhaken, was aus den Vereinbarungen geworden ist.