Diskussion um direkte City-Linie

Einen Dauerbetrieb der Stadtbahn über den Ruthenplatz fordert der Ortsbeirat Friesenheims während des Ausbaus der Linie 10. Baldmöglichst nach Beginn der Bauarbeiten solle die RNV wieder einen dauerhaften und ganztägigen Betrieb der früheren Linie 9 beziehungsweise 11 aufnehmen. Diese führte bis 2005 von und nach Friesenheim via Ruthenplatz, Carl-Bosch-Straße, BASF und Rathaus Richtung Berliner Platz. „Viele Bürger vermissen es, innerhalb weniger Minuten mit der Straßenbahn in die City zu fahren“, begründete Christian Schreider (SPD) die Initiative. Im Zuge des Hochstraßenabrisses sei die Wiederaufnahme der Verbindung über die Eschenbachstraße nur im Berufsverkehr vorgesehen. Die Bürgerversammlung zum Linie-10-Umbau habe aber gezeigt, dass wegen der dann vorgesehenen Kappung der Linie 10 am Ebertpark und der abzusehenden Probleme für den langsamen Bus-Ersatzverkehr im engen AltFriesenheim eine gute Alternativ-Bahnverbindung über den östlichen Gleis-Ast via Ruthenplatz Richtung Rathaus „schon nachgefragt wird“, so Schreider. Hierzu wäre auch der Einsatz von Zweirichtungsbahnen zu prüfen, um möglichst weit nach Alt-Friesenheim einfahren und so Teile der Linie 10 ersetzen zu können. Hans Jürgen Ehlers (FWG) sprach sich zudem für eine Ringführung aus, um die „unnötige Rangiererei“ in Zukunft zu beenden. Die Verwaltung lehnte ab, vor allem unter Verweis auf die Wirtschaftlichkeitsberechnung aus dem Jahr 2005 und auf Materialprobleme: „Zusätzliche Triebfahrzeuge stehen kurzund mittelfristig nicht zur Verfügung“, heißt es. „Das wundert uns sehr“, kommentierte Schreider, denn für die neue Linie 14 im Berufsverkehr würden ja auch zusätzliche Fahrzeuge benötigt; neue seien zudem schon bestellt: „Die für die Linie 14 vorgesehenen Bahnen könnten dann schließlich auch ganztägig fahren.“ Im Nachgang zur Ortsbeiratssitzung warnte Constanze Kraus (CDU) allerdings davor, falsche Hoffnungen zu wecken: „Leider kann man nicht alles, was man gerne hätte, umsetzen.“ Das gelte besonders mit Blick auf die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Erst müsse der ÖPNV im ganzen Land zur Pflichtaufgabe werden. Die CDU Friesenheim plane eine Bürgerversammlung zum Themenkreis des Schienenersatzverkehres während der Bauzeiten. „Wir wollen das Machbare konkret zusammen mit Bürgern diskutieren und umsetzen und keine Wolkenschlösser bauen“, so Kraus. „Im Ortsbeirat zustimmen und dann in der Presse gegen die Initiative wettern: Über dieses Verhalten kann man nur den Kopf schütteln“, kritisierte Christian Schreider den Zick-ZackKurs der Union in Sachen Linie 10. Die Finanzierung neuer Angebote und neuer Bahnen sei letztlich eine Frage politischer Prioritäten: Mehr Luft für die Finanzierung hätte man, „wenn das Baudezernat nicht millionenteure Vorprüfungen veranlassen würde für baufachlich angeblich alternativlose Hochstraßenmaßnahmen – die dann plötzlich doch nicht mehr alternativlos sind“, so Schreider. Los geht es mit dem Ausbau der Linie 10 im zweiten Quartal mit Leitungsarbeiten von WBL und TWL. Dann folgen die Gleise mit lärmminderndem Asphalt als Straßendecke. Federführend ist die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), die die Arbeiten nicht nur koordiniert, sondern auch einen Baustellenbeauftragten stellt. Für Anwohner und Betriebe soll er ein leicht erreichbarer Ansprechpartner sein. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, betonte Bauleiter Frank Dommasch. Um die Belastungen möglichst gering zu halten, wird die gut 900 Meter lange Baustrecke in sieben Abschnitte unterteilt. So wird ab April 2019 die Wasserleitung der CarlBosch-Straße zwischen Stern- und Hagelochstraße erneuert. Im Februar 2020 geht es dann in der Kreuzstraße zwischen Luitpold- und Hagellochstraße weiter. Der eigentliche Bau der Verkehrsanlagen beginnt erst Sommer 2021. Während der gesamten Bauzeit wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ab dem Ebertpark eingerichtet. hbg