Feuerwache ist auf der Zielgeraden

Die neue Hauptfeuerwache, die zurzeit auf dem ehemaligen Vögele-Gelände gebaut wird, nimmt weiter Formen an. Bis Januar sollen die letzten Bauarbeiten abgeschlossen sein. Noch riecht es innen nach neuer Farbe. Die Böden sind nicht überall komplett fertig verlegt, die Decken noch offen, Kabel und Rohre hängen aus ihnen herunter. Der Außenbereich der Feuerwache gleicht mit seinen Matschpfützen, den vielen Arbeitern und ihren Gerätschaften noch einer riesigen Baustelle. Doch: „Im Dezember soll Abnahme sein“, sagte der Projektleiter Bernhard Kunkel.

 

Sowohl finanziell als auch zeitlich würde sich bis jetzt noch alles im Rahmen bewegen, fügte Specht hinzu. „Aber es kann ja noch einiges passieren.“ Die geplanten Baukosten liegen bei rund 50 Millionen Euro, im April 2017 soll die neue Hauptfeuerwache, die derzeit noch im Lindenhof zu finden ist, in Betrieb genommen werden.

Eines erscheint schon beim noch unfertigen Bau ersichtlich: Die neue Wache wird topmodern. Sowohl in Sachen Ausstattung als auch in Sachen Effizienz und Funktionalität. Immerhin kommen dort in Zukunft nicht nur der Löschzug 1 der Berufsfeuerwehr unter, sondern auch die zwei Freiwilligen Feuerwehren Innenstadt und Neckarau sowie die Verkehrsleitzentrale, die Tauchstaffel und der Bootsdienst. Dazu diverse Verwaltungseinrichtungen, die unter anderem brandvorbeugende Beratungen für Unternehmen anbieten.

Es entsteht eine kleine „Feuerwehrstadt“, die den Einsatzkräften optimale Arbeitsbedingungen bieten soll, damit sie Sicherheit gewährleisten können. Dazu gehören auch eine eigene Tankstelle, insgesamt drei Fahrzeughallen sowie Fitness- und Übungsmöglichkeiten für die Brandbekämpfer inklusive Übungsturm. Besonders betonte Specht, dass die Hauptfeuerwache völlig autark existieren kann, sollte es notwendig werden. Bei einem Stromausfall beispielsweise springt eine Notstromversorgung ein, die den Wachbetrieb für mindestens fünf Tage sichern soll. Die Technikräume selbst sind nicht ebenerdig, sondern befinden sich in den Obergeschossen – für den Hochwasserfall.

Kritische Stimmen, die sich fragen, ob nicht alles etwas überdimensioniert sei, wies Specht zurück. „Hier kommen über 40 Jahre Feuerwehrerfahrung zusammen“, sagte er. Da müsse auch die Kantine, die großzügig und hell ausfällt, passen. „Die Wache ist 365 Tage rund um die Uhr besetzt“, gab er zu bedenken. „Und auch im Notfall, wenn die Einsatzkräfte Überstunden leisten, muss deren Versorgung sichergestellt sein.“

Die Planer haben offensichtlich wirklich an alles gedacht: Ruheräume mit spezieller Verglasung, damit kein Straßenlärm den Schlaf stört; für Männer und Frauen getrennte Umkleide- und Duschräume, da es in der Zwischenzeit auch Feuerwehrfrauen gibt. Sogar die S-Bahnhaltestelle ist direkt vor der Tür, was laut Specht wichtig für die Nachwuchsförderung sei. Apropos Jugendarbeit: „Sie finden hier alles an einem Ort: Freiwillige Feuerwehr, Berufsfeuerwehr und Ausbildungsgelände“, so Specht, der das als sehr vorteilhaft ansieht.

Bald ist es also so weit. Dann sind 22.000 Quadratmeter Grundstück „im Einsatz“. Davon 6700 Quadratmeter bebaute Fläche und 19.700 Quadratmeter Geschossfläche. Die Pfützen und Bagger werden bis dahin weg sein, die Kabel verlegt und der Strom am fließen. Und vielleicht ist es nicht einmal übertrieben zu sagen: Eine neue Feuerwehrära bricht an.

Auf dem Rundgang sprach Specht ein weiteres Thema an, dessen Ausgang noch in der Schwebe hängt. Bekommt Mannheim den Zuschlag als Standort für die Rettungs-Leitstelle der Rhein-Neckar-Region? Auch Heidelberg ist dafür im Gespräch. Noch gebe es allerdings nichts Neues, sagte der Sicherheitsdezernent. Doch er rührte noch einmal die Werbetrommel: „Wir haben hier genug Platz.“ Die Einsatzzentrale könne sofort zu einer bereichsübergreifenden integrierten Leitstelle oder zu einer integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst im Stadtkreis Mannheim ausgebaut werden, erklärte Specht weiter. Mit Blick auf das BASF-Unglück vor kurzem sagte er: „Im Fall einer Krise muss die Stabsarbeit direkt vor Ort sein. Ohne, dass die Stabsarbeiter an andere Orte fahren müssen.“ Heidelberg und Ladenburg, wo sich aktuell die Leitstelle befindet, wolle er aber keine eigene voll funktionsfähige Leitstelle absprechen. Er verwies jedoch auf die Quadratestadt, die sich in direkter Nachbarschaft von Großindustrie, dem zweitgrößten Rangierbahnhof und dem zweitgrößten Binnenhafen befindet. Der Innenminister, der erst im September zu Besuch in Mannheim war, möchte sich laut Specht noch einmal mit der Thematik befassen.          jm

i Am 31. März 2017 ist die Einweihungsfeier der Hauptfeuerwache geplant. Einen Tag danach, am 1. April, soll die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür eingeladen werden. Läuft alles nach Plan, erfolgt im April 2017 die Umschaltung des Notrufs in Echtbetrieb auf die neue Leitstelle.