Friedenskirche: Klaus Eicher wird Touristenpfarrer in Spanien

Für die Gemeinde ist es eine Zäsur. Für viele war es gar ein Schock: Klaus Eicher (51, Bild rechts), seit 22 Jahren Pfarrer an der Friedenskirche, zieht es nach Spanien – und das für mindestens drei Jahre, vielleicht auch länger. Ab August wird er von Dénia aus das deutschsprachige evangelische Tourismuspfarramt an der Costa Blanca betreuen.

Rund 300 000 Deutsche leben hier oder machen Urlaub, manche monatelang. Das Tourismuspfarramt erstreckt sich über etwa 600 Kilometer. Die Gottesdienste finden an vier verschiedenen Küstenorten statt. „Ich gehe dorthin, wo die Menschen sind“, erklärt Eicher das Konzept seiner „offenen Kirche“. Das kann auch am Strand, auf einem Boot, bei einer Wanderung oder bei Kulturveranstaltungen sein.

Profitieren wird er dabei auch von seinen Spanischkenntnissen – weniger bei der Predigt als vielmehr im Umgang mit seinen katholischen Kollegen. Auf ein gutes ökumenisches Verhältnis ist er angewiesen – auch weil die Evangelische Kirche bis auf ein ehemaliges Ladenlokal als „Stützpunkt“ und Wohnung dort keine Besitztümer hat.

Warum wagt Eicher diesen Schritt? Immerhin hat er in Friesenheim fast sein gesamtes Berufsleben verbracht, gilt vielen als Institution und wird – wie er sagt – von einem „tollen Team“ unterstützt, das den Bestand der Kulturkirche sichert. „Ich hätte eigentlich keinen Grund wegzugehen“, betont er im Gespräch. „Aber ich hatte mir vorgenommen, wenn, dann möchte ich etwas ganz anderes machen.“

Privat sei er in den vergangenen Jahren mehrfach nach Südamerika gereist; deshalb lerne er auch Spanisch. Dort leben möchte er aber nicht, denn das sei ihm zu weit weg. Eine Stellenausschreibung der Kirche hatte ihn dann neugierig gemacht. Und je mehr er sich damit beschäftigte, desto fester stand sein Entschluss, die Herausforderung anzunehmen. „Man weiß, was man aufgibt und weiß nicht, was auf einen zukommt“, sagt er. „Ich bin kein Abenteurer, aber man muss sich auch mal etwas trauen.“

Für seinen Lebensgefährten Markus Presoli (46) ist das Wagnis noch größer. Der Marktpsychologe hat eine gut dotierte Stelle in Mannheim gekündigt – wohl wissend, dass man in Spanien bei einer Arbeitslosigkeit von etwa 20 Prozent nicht gerade auf ihn wartet. Er habe die Entscheidung aber mutig mitgetragen und werde sich sinnvoll beschäftigen, so Eicher.

Friesenheim vermissen werden beide, zumal das Wir-Gefühl hier ganz groß sei. Für viele Familien sei er ein Begleiter „von der Wiege bis zur Bahre“. Es sei schon vorgekommen, dass eine ehemalige Konfirmandin direkt aus dem Klinikum mit dem Neugeborenen auf dem Arm zu ihm gekommen sei und die Taufe verlangt habe, denn das könne nur er machen.

Zwar habe sich die Zahl der eingeschriebenen Gemeindemitglieder in den vergangenen zwei Jahrzehnten halbiert. Dennoch besuchen an „normalen“ Sonntagen immerhin 50 bis 60 Gläubige den Gottesdienst; eine „gute Quote“ so Eicher. An Weihnachten sei die Kirche regelmäßig voll, darunter auch Leute, die längst weggezogen sind. Und auch viele, die nicht kommen, identifizieren sich mit der Friedenskirche: „Als einmal die Kirchenglocken ausfielen, stand das Telefon nicht mehr still“, erinnert sich Eicher.

Dennoch sei der Wechsel auch eine Chance für die Gemeinde. Über seine Nachfolge ist noch nicht entschieden; die Stelle ist ausgeschrieben, Bewerbungsschluss Ende Mai. Die Entscheidung liegt dann beim erweiterten Presbyterium und wird wohl erst im Sommer fallen.               hbg

 

Zur Person

n Klaus Eicher ist 1964 in Kirchheimbolanden geboren.

n Er studierte Theologie in Wuppertal, Marburg und Montpellier (Frankreich). 1991 Examen, Schulvikariat und Dienst an der Friesenheimer Pauluskirche.

n Die Friedenskirche hat er als Wunsch angegeben; damals war eine von zwei Pfarrstellen zu besetzen. Dass ein Berufsanfänger damals zum Zuge kam, war eher ungewöhnlich.

n Der Abschiedsgottesdienst wird am Sonntag, 5. Juni, um 14 Uhr, gefeiert.