Kirche auch in schwierigen Lebenssituationen da
Seit 44 Jahren findet zum Jahresbeginn die Ökumenische Woche in Friesenheim statt. In diesem Jahr hieß das Thema „Kirche am Rande“. Was tut Kirche für die Mitmenschen, egal, wo sie herkommen und nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen? Und welche Aktivitäten aus dem christlichen Glauben heraus sind dazu vor Ort entstanden?
In seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntagabend in der Pauluskirche gab Pfarrer Dr. Udo Stenz von den katholischen Kirchengemeinden, basierend auf dem Matthäusevangelium die Motivation und Erklärung für das christliche Handeln. Die Gerichtsrede Jesu sei auf die Liebe Gottes bezogen nicht mehr das Aufzählen von moralischen Vorschriften, sondern fokussiere sich auf die Begegnung mit dem Nächsten. Und das verweise auf die Nächstenliebe gegenüber dem Anderen, besonders, wenn er sich in schwierigen Lebenssituationen befände und Zuspruch und Unterstützung benötige.
Die Vorträge an den Folgetagen drehten sich um die Situation des Fremdseins, der Armut und der Suchterkrankung. Hier referierten der Jesuitenpater Ludwig Schumann, langjähriger Leiter der Offenen Tür in Mannheim, die Sozialpädagogin Kerstin Herzog von der FH Ludwigshafen und der Sozialarbeiter Ulrich Jung vom Haus der Diakonie, Ludwigshafen.
Am letzten Abend der Ökumenischen Woche ging es um das Thema „… und ihr wart da“. An drei Beispielen wurden Einrichtungen der Kirche in Ludwigshafen vorgestellt, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen und begleiten.
Pfarrerin Birgit Kiefer berichtete über die Arbeit im Café Asyl. Hier werden die Flüchtlinge, die in Lagern in der Wattstraße und am Rampenweg untergebracht sind, betreut. Neben dem Betrieb der Cafeteria sind es die Begleitung und Unterstützung bei Behördengängen, zum Arzt und in der Beratung bei den Formalien zum Asylantrag oder damit verbundenen Rechtsfragen. Hier sind die „Brückenbauer“, eine Gruppe Migranten, die schon lange in Ludwigshafen leben und die Sprache der Flüchtlinge sprechen, eine wertvolle Hilfe. Die Arbeit im Café Asyl wäre ohne die Ehrenamtlichen nicht durchzuführen, deren Engagement durch die Solidarität mit denen, die Hilfe brauchen, geprägt sei, betonte die Pfarrerin.
Über die Arbeit und Unterstützung von Wohnsitz- und Obdachlosen im Caritas Förderzentrum St. Martin informierte der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Hauses St. Martin, Rainer Fabian. Derzeit werden Übernachtungen für Durchwanderer, mehrmonatige bis mehrjährige Eingliederungsaufenthalte und Dauerwohnmöglichkeiten angeboten. Ein Förderverein unterstützt die Maßnahmen des Hauses. Die Passantenseelsorge Lichtpunkt ist ein Ort für Menschen, die nach Begegnung, Orientierung und Seelsorge suchen. Er wird von einem Team von qualifizierten Haupt- und Ehrenamtlichen betreut. Im Lichtpunkt können Passanten Ruhe finden, abschalten und ein offenes Ohr finden, beschreibt Pastoralreferent Joachim Lauer, Leiter der diözesanen Einrichtung, das Angebot mitten im Alltagstrubel einer Stadt am City-Bahnhof. Pfarrer Klaus Eicher von der protestantischen Kirchengemeinde Friedenskirche zündete zum Abschluss der Ökumenischen Woche vier Kerzen an, die symbolisch für die vier Kirchengemeinden in Friesenheim stehen und Lichtpunkte für die Botschaft der Nächstenliebe sein sollen, damit Menschen in schwierigen Lebenssituationen immer wieder Menschen finden, die helfen. Gerd Hilbert