Kleine Welten zwischen großen Reifen
Im John-Deere-Forum zogen Anfang Januar Modelleisenbahnen zahlreiche Besucher in ihren Bann. Die Eisenbahnfreunde Weinheim veranstalteten dort den fünften Kurpfälzer Modellbahntreff.
Die Aussteller kamen aus Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, sogar aus den Niederlanden. Und sie brachten ganz besondere Schätze mit auf den Kurpfälzer Modellbahntreff im John-Deere-Forum. Dort bestaunten schätzungsweise 3000 Gäste insgesamt acht Modelleisenbahnanlagen verschiedenster Spurgrößen. Unter dem Motto „Lok trifft Traktor“ veranstalteten die Eisenbahnfreunde Weinheim die bereits fünfte Ausgabe der Veranstaltung, wo mehrere Vereine und Interessengemeinschaften ihr Hobby präsentierten.
Im John-Deere-Forum, wo eigentlich nur Traktoren ausgestellt sind, tuckerten an diesem Wochenende elektrisch betriebene Loks durch malerische Gegenden im Kleinformat. Ernst Mohr vom CN Team Kanada aus Edingen zum Beispiel beanspruchte mit seiner kanadischen Landschaft einen recht großen Teil der Halle. Unzählige Bäumchen, steinige Hügel, kleine Laster, Autos, Menschlein und ein Bahnhof zogen die Blicke auf sich – alles liebevoll aufgebaut. Gemütlich schlenderten lange Züge über die Schienen, während Mohr und seine Teamkollegen die Fahrten genau überwachten. „Etwa vier Jahre habe ich dafür gebraucht“, erzählte der Edinger, der neben seiner Kanadalandschaft etwa 95 Lokomotiven und rund 900 Waggons besitzt. Besonders im Winter bastle er fast täglich an seinen kleinen Eisenbahnwelten. Ein teures Hobby, wie er bestätigte. „Bei einer Inventur habe ich bei etwa 120.000 Euro aufgehört zu zählen“, sagte Mohr.
Der Gang durch den Modellbahntreff führte aber auch am genauen Gegenteil von groß vorbei. Im Miniformat, transportfreundlich in handlichen Koffern aufgebaut, wurden dort Anlagen der Spur Z, den Zwergen in der Modellbahnwelt, präsentiert. Die Miniloks sausten auf Minischienen durch Minilandschaften, deren Reiz aber keineswegs geringer war, wie der ihrer großen Verwandten – man musste nur genauer hinschauen.
„Hier kann man Modelle der Spuren Z, N, H0 und G sehen“, erklärte Gregor Maurer, der erste Vorsitzende der Eisenbahnfreunde Weinheim, und nannte damit die unterschiedlichen Spurgrößen, die es im Modellbaubereich gibt. Er erklärte die Faszination am Hobby Modelleisenbahn so: „Man muss sich nicht nur auf einen Bereich festlegen, kann kreativ sein oder sich mit der Technik beschäftigen.“ Es sei ein zeitloses Hobby, das man ausüben könne, solange es die Augen und Hände mitmachten. Und: Das Spielen mit der Eisenbahn, das bringe letztendlich große Entspannung, erklärte Maurer und verneinte die Frage, ob es für die Modellbauer denn beleidigend sei, wenn man sie als große Kinder bezeichne.
Ein kleines Meisterwerk hatte die „Modellspoorvereiniging Midden-Limburg“ mit im Gepäck. Die Niederländer stellten einen originalgetreuen Nachbau der Schiffsbrücke von Speyer aus, wie sie von 1865 bis 1938 existierte. Die deutsche TV-Sendung „Eisenbahnromantik“ habe sie damals auf die Idee gebracht, erzählte Michel Savelkoul. Das schon verstorbene Vereinsmitglied Pierre Orbon hatte sich der Aufgabe dann angenommen, die Vereinskollegen das Modell fertiggestellt. „Die Brücke ist nur mithilfe von Bildern und Filmen nachgebaut“, so Savelkoul. Zweieinhalb Jahre dauerte es. jm