Lieber sauber und bunt, als schmutzig

„Wir wollen die verschmierten Stromkästen, die man auch in der ganzen Stadt sieht, ansprechender gestalten.“ Dr. Ingeborg Dörr, Mannheimer Bezirksbeirätin, dürfte mit ihrer Idee, die Kästen zu bemalen, so einigen Lindenhöfern aus der Seele sprechen. Sie rief eine Bemalungsaktion ins Leben. Einige Künstler haben sich daher auch schon ins Zeug gelegt und sich mehrere Stromkästen im Lindenhof – bis jetzt sind es fünf – vorgenommen. „Wir wollen die Bevölkerung auch darauf hinweisen, dass eine bunte und saubere Umgebung viel schöner ist, als eine schmutzige“, erklärte Dörr weiter. In einer kleinen Serie stellt Lindenhof aktuell in den nächsten Monaten die ehrenamtlichen Künstler und ihre Werke vor.

 Zu ihnen zählt Alice Lorcy, die den Stromkasten am Gontardplatz bemalt hat. Sie ist leitende Dozentin an der Kölner Malschule Mannheim. Alice Lorcy musste nicht lange überlegen, als man sie fragte, ob sie bei der Aktion mitmachen wolle. „Das war für mich völlig klar. Es ist eine ehrenvolle Arbeit“, erzählte sie. Man müsse zwar seine Freizeit dafür opfern. „Aber das macht man ja gerne, wenn man seinen Teil dazu beitragen kann, dass es in der Umgebung schöner wird.“Der Hintergrund ihrer Bemalung zielt direkt auf die Lindenhöfer ab. „Sie sollen sich selbst darin wieder erkennen“, so die studierte Künstlerin. Sie entschied sich für generationen- und kulturell-übergreifende Typen und für Tiere wie die signifikanten grünen Papageien und Katzen, die man im Lindenhof täglich antrifft. „Es soll das Leben hier widerspiegeln.“Unvorbereitet griff Alice Lorcy nicht zum Pinsel. „Ich habe mir, als ich von der Aktion gehört habe, ein paar Gedanken darüber gemacht“, erzählte sie. Gemeinsam mit Ingeborg Dörr besprachen sie, was in Frage kommen könnte. Es habe ein paar Momente gedauert, bis sie die Idee entwickelt hatte. „Aber dann habe ich mich gleich ans Werk gemacht.“ Schätzungsweise zehn Stunden verbrachte die Künstlerin dann in mehreren Etappen am Stromkasten. Immer wieder blieben Passanten stehen und verwickelten Alice Lorcy in Gespräche. „Sie wollten wissen, was da vor sich geht. Und es gab immer wieder interessante Unterhaltungen.“

Die Resonanz der Bevölkerung war überwiegend positiv. „Manche haben gefragt, ob das erlaubt sei, was ich hier mache. Aber im Allgemeinen kam das gut bei den Menschen an“, meinte Lorcy.  Sie als Künstlerin finde die Aktion klasse. „Ich habe mir das als Kind sogar schon immer gewünscht, dass die Stromkästen bemalt werden. Auch, als ich selbst noch nicht gemalt hatte“, verriet Alice Lorcy, die seit 2004 auf dem Lindenhof lebt. Und es wird auch nicht ihr letzter Stromkasten gewesen sein. Demnächst folge ein Objekt am Lindenhofplatz, sagte sie. Dann kann man die Künstlerin wieder – mit wasserfester Dispersionsfarbe und Pinsel ausgerüstet – bei der Arbeit beobachten. Und sich überraschen lassen, was Alice Lorcy auf den von Ingeborg Dörrs Ehemann vorbereiteten Kasten zaubert.              jm