„Möchte Tag und Nacht erreichbar sein“
So voll habe sie es nicht erwartet, sagt Martina Egenlauf-Linner. Sie ist die Nachfolgerin von Pfarrer Hans Ehrlich und somit die neue Pfarrerin der evangelischen Markuskirche im Almenhof. Und sie erinnert sich noch gerne an den 16. September, als dort der Einführungsgottesdienst gefeiert wurde. Mit vielen Gläubigen und Kollegen aus der Region, die sie willkommen geheißen haben. „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, erzählt sie.
Ihren Dienst hat die gebürtige Heidelbergerin allerdings schon am 1. September aufgenommen. Und seitdem habe sie auch schon alle Hände voll zu tun, sagt sie lachend und zeigt auf noch unausgepackte Kartons, die in ihrem Büro stehen. „Die habe ich noch nicht mal ausräumen können“, erklärt die Pfarrerin, fügt aber auch gleich relativierend hinzu, dass sie die Büroräumlichkeiten erst seit ein paar Wochen zur Verfügung habe.
Martina Egenlauf-Linner wohnt im Pfarrhaus, das im Kirchenkomplex der Markuskirche inbegriffen ist. Einerseits sei das Pflicht, erklärt sie: „Wenn ein Pfarrhaus zur Verfügung steht, muss man dort auch einziehen.“ Doch für sie sei es andererseits eine Selbstverständlichkeit im Herzen ihrer Gemeinde zu leben. „Denn ich möchte Tag und Nacht erreichbar sein“, so die Geistliche, die seit 16 Jahren in Mannheim lebt. Vorher – das heißt auch vor ihrem Sabbatjahr, das sie am 31. August beendete – war Martina Egenlauf-Linner Pfarrerin der Thomasgemeinde in Neuostheim/Neuhermsheim und als Dekan-Stellvertreterin aktiv. Obendrein war sie Polizeipfarrerin am Polizeipräsidium Mannheim und ist immer noch als Notfallseelsorgerin unterwegs.
Mit Martina Egenlauf-Linner gewinnt die Gemeinde im Almenhof eine Pfarrerin, die jede Menge Lebenserfahrung mitbringt. Gewonnen hat sie diese unter anderem auf ihren vielen Stationen, bei denen sie im Laufe ihres Daseins als Pfarrerin Halt gemacht hat. Egenlauf-Linner studierte Theologie in Heidelberg und Berlin. Tätig war sie schon im Breisgau und in Adelsheim. Kurz nach der Wende, in den 1990er Jahren, arbeitete sie in Brandenburg an der Havel, wo sie mehr oder weniger Pionierarbeit in Sachen Kirche leistete. „Das war richtig spannend“, erzählt sie. Denn damals war die Kirche in den neuen Bundesländern bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. „Teilweise haben wir nur zu viert Gottesdienst gefeiert“, erinnert sie sich noch heute und lächelt.
Martina Egenlauf-Linner lebte aber auch eine zeitlang in Südindien, wo sie ebenfalls als Pfarrerin tätig war. Auch das war eine prägende Zeit. „Und viel davon fließt in meine Predigten mit ein“, sagt sie. Denn durch ihre Beziehungen zu Indien – auch in ihrem Sabbatjahr war sie acht Wochen dort – habe sie einen anderen Blick auf das Leben bekommen. „Die Menschen dort haben ganz andere Probleme wie wir hier, aber sie beschweren sich nicht, erscheinen mir glücklicher“, so die Pfarrerin. Und das, obwohl es manchmal schlicht ums nackte Überleben gehe. Ihre Erfahrungen teilt sie daher auch immer wieder mit ihren Zuhörern. Genauso wie die Zeit in Brandenburg, wo sie das Gemeindeleben als ein enges Miteinander erlebt habe.
An Ideen mangelt es Pfarrerin Egenlauf-Linner nicht. Sie möchte beispielsweise eine lebendige Familienkirche bilden, sagt sie. „Hier leben so viele Familien. Ich möchte sie gerne alle kennenlernen.“ Die Kinder sollen zum Beispiel einen festen Platz im Gemeindeleben bekommen. Dafür plant sie spezielle Familiengottesdienste, in denen die Kleinen ganz besonders in den Fokus rücken. Außerdem schwebt ihr eine Umgestaltung der kirchlichen Räumlichkeiten vor, um einen geeigneten Treffpunkt für Familien zu schaffen.
Auch vor moderner Technik schreckt die Mutter zweier Kinder (22 und 23 Jahre) nicht zurück. Sie könnte sich durchaus etwas wie eine „Smart Church“ vorstellen, also eine Vernetzung der Kirche mit den modernen Medien, was ganz neue Kommunikationsmöglichkeiten hervorbringen und die Kirche gerade auch für junge Menschen attraktiver machen könnte. Doch das seien vorerst nur Überlegungen, so Martina Egenlauf-Linner. Alles noch nicht spruchreif.
Jetzt stehen auch erst einmal andere Dinge an. Erntedank ist nicht mehr weit. Die Fusion mit der Lukas-Gemeinde am ersten Advent naht mit großen Schritten. Und sie möchte sich bei ihren Gemeindemitgliedern bekannt machen, besucht Pflegeheime und Kindergärten, kümmert sich um die Konfirmanden und bereitet den Weg zu einer moderne Gemeinde vor. jm