Neue Bewohner bevorzugen Rinde

Eigentlich sehen sie ja ganz niedlich aus. Doch die neuen, Fell tragenden Lindenhöfer haben eine unter Umständen unangenehme Eigenschaft: Sie knabbern die Rinde junger Bäume an und können sie somit schädigen. Das hat zumindest ein Leser der Lindenhof aktuell beobachtet. Auch Fotos von den Vierbeinern – es handelt sich um Nutrias beziehungsweise Biberratten, wie sie auch genannt werden – hat er der Redaktion zukommen lassen. Er machte sie im Baustellenbereich der Glücksteinallee.

„Der neue Bewohner hat alles, was er braucht“, schreibt der Leser. Denn er sehe gut genährt aus. Den jungen Bäumen jedoch, deren Rinde offensichtlich auf dem Speiseplan der Nutrias steht, gehe es nicht ganz so gut.
„Von der Wurzel bis zu einer Höhe von zirca 60 Zentimetern ist ringsherum die Rinde abgeschält“, beschreibt der Beobachter. Und wirft dabei eine interessante Frage in den Raum: Warum wurden eigentlich schon während der Bauphase junge Bäume gepflanzt? Inmitten von Baggern, Kränen und Baucontainern?
Lindenhof aktuell richtete diese Frage an die Stadtverwaltung und erkundigte sich, ob die neuen Bewohner des Stadtteils dort schon bekannt sind und was gegen die wilde Knabberei getan wird. „Uns ist der Biberrattenbefall bekannt, und wir haben für die noch nicht angenagten Bäume eine Schutzmaßnahme in Arbeit. Sie wird in Kürze an eine Firma beauftragt“, teilte ein Sprecher der Stadt Mannheim schriftlich mit. Ein Befall dieser Art sei für die Stadtverwaltung im besiedelten Bereich neu und erstmalig an Straßenbäumen festgestellt worden.
Zur frühen Baumpflanzung äußerte sich die Stadtverwaltung folgendermaßen: „Die Bäume wurden gepflanzt, weil man nach dem Baubeginn der privaten Investoren weitere Baumaßnahmen in einem erheblichen Umfang vermeiden wollte. Daher wurde ein Teil vorher und ein Teil danach gepflanzt. “
Auch der Lindenhof-aktuell-Leser hatte seinen Angaben zufolge Kontakt zu einem Verwaltungsmitarbeiter, dem er diese Frage stellte. Dessen Antwort deutet jedoch darauf hin, dass verwaltungsintern nicht alle von einer solch frühen Baumpflanzung begeistert waren. Sein Gesprächspartner entgegnete ihm, so schreibt der Leser, „dass die Stadt darauf bestanden hat, dass noch während der Bauphase Bäume gepflanzt werden. Er (der Verwaltungsmitarbeiter, Anm. d. Red.) hielt das für rausgeschmissenes Geld, und seine Befürchtungen sind eingetreten. Eine Garnitur Bäume auch entlang der Tangente ist schon wegen Trockenheit eingegangen. Die nächste Garnitur wird wegen des Nutrias eingehen, der die Rinde abnagt“.
Fakt ist: Die Bäume, die eigentlich ja eine gute Sache sind, stehen. Sie wieder zu entfernen, würde keinen Sinn machen. So bleibt letztlich zu hoffen, dass die verbleibenden, unbeschädigten Bäume schnell vor den scharfen Zähnen des Nagers geschützt werden. Und obendrein ist es ja auch das Geld des Steuerzahlers, das für die Baumpflanzungen und die nun notwendigen Schutzmaßnahmen eingesetzt wird. sabi/ai