Sanierung wird wieder verschoben
Das Thema Meeräckerplatz beschäftigt die Menschen im Lindenhof schon seit Jahren, in diesem Jahr sollten nun endlich die Sanierungsarbeiten vor dem Richard-Böttger-Heim starten – genauer gesagt im Oktober. Doch daraus wird wieder nicht, wie die Tiefbauabteilung der Stadt Mannheim vor kurzem bekannt gab. Der „sehr eng gesteckte Kostenrahmen“ zeige „immer wieder Zwangspunkte auf“, die es zu bearbeiten gilt, heißt es in der Erklärung ein wenig kryptisch. „Mehrfach musste die auszuschreibende Bauleistung unter Berücksichtigung unserer Qualitätserfordernisse (…) an das enge Budget angepasst werden“. „Mit der Verschiebung um ein halbes Jahr können wir leben“, so CDU-Stadtrat Claudius Kranz, der sich aus diesem Grund mit seiner Kollegin Dr. Adelheid Weis und Bezirksbeirätein Dr. Ingeborg Dörr auf dem Markt traf. „Jezuz haben wir so lange gewartet, da kommt es auf das halbe Jahr auch nicht mehr an“. Viel schlimmer empfinden die Politiker die Nachricht, die in der Erklärung der Stadt eher nebenbei mit einem kurzen Satz abgetan wird: „Der Wochenmarkt wird in dieser Zeit einen Ausweichstandort am Pfalzplatz beziehen“.
Bereits im Juli hatte die CDU-Gemeindaratsfraktion einen Antrag eingebracht, der den Verbleib des Wochenmarktes auf dem Meeräckerplatz auch während der Arbeiten gewährleisten sollte. „Angedacht war, dass erst eine Hälfte saniert wird, während auf der anderen Hälfte der Markt stattfinden kann“, so Adelheid Weis. „Der Markt hier im Lindenhof ist einer der beliebtesten und belebtesten Vorort-Märkte der Stadt“, so Kranz, „so viele Stände gibt es in den anderen Vororten nicht mehr“. Eine Verlegung berge die Gefahr, dass Kunden nicht mehr kommen und einige Standbetreiber dann vieleicht auch aufhören, wenn der Betrieb auf den Pfalzplatz verlegt werden würde. „Die Politik der Stadt muss gewährleisten, dass die Märkte erhalten bleiben. Deshalb muss man sich auch die Wünsche und Bedürfnisse der Händler anhören“. Mit ihrem Marktbesuch wollte die CDU nun ein Stimmungbild unter den Standbetreibern einfangen. Und das fiel wie erwartet nicht sehr positiv aus, was die Pläne der Stadt angeht.
Klaus Reiser beispielsweise betreibt seinen Obst- und Gemüsestand schon seit 35 Jahren auf dem Lindenhof, er bemängelt die Iinformationspolitik der Stadt. „Ich weiß ja nicht, ob ich dort mit meinem Stand überhaupt zufahren kann“, so der Händler, „und die Leute werden sicher nicht mit umziehen. Wir haben hier schon einen starken REWE in der Nähe, wenn wir mal eine Zeit lang weg sind, dann gehen die Leute dort einkaufen“. Und auch ältere Menschen, die vor allem mittwochs den Markt besuchen, werden wohl kaum den Weg zum Pfalzplatz auf sich nehmen, vermutet Reiser.
Der Zeitpunkt des Umzuges ist der nächste Kritikpunkt: „Im März und April fängt unsere Hauptsaison an, in der wir – hauptsächlich mit Erdbeeren und Spargel – unseren Hauptumsatz machen. Da käme ein Umzug sehr schlecht“. Auch Birgit Boelitz, die schon seit 39 Jahren ebenfalls einen Obst- und Gemüsestand auf dem Platz betreibt, ist vom Zeitpunkt alles andere als angetan. „Warum macht man das nicht in der Sommer- und Ferienzeit, wenn sowieso nichts los ist?“, so ihre Frage. „Das Problem ist, man kann sich nicht mal wehren, weil man auch nichts erfährt“.
Auch den Einwand eventuelle Arbeiten direkt neben dem Markt wären möglicherweise schlecht, weil dort mit Lebensmittel gehandelt wird und das unhygienisch wäre, sieht sie nicht als Problem. „Wir haben den Bau des Schwarzwaldblock überlebt, dann schaffen wir das auch“. Claudius Kranz habe indes bereits mit der Großmarkt GmbH, die den Markt organisiert, gesprochen, auch hier gab es keinen Einwand. Das Seite an Seite von Markt und Sanierung wäre „theoretisch möglich, wenn das Baumanagment stimmt“.
Adelheid Weis gab auch noch etwas anderes zu bedenken: „Mit der Aktion ‚Mäuse für den Meeräckerplatz‘ haben wir inzwischen rund 28.000 Euro für die Gestaltung des Platzes gesammelt. Bei dieser Aktion haben wir den Leuten erzählt, dass die Arbeiten nun im Oktober beginnen. Die kommen sich doch auch veräppelt vor“, so die Stadträtin. sabi