Toleranz auf dem Stundenplan

„Nun gehe hin und lerne“ ist das Motto der Woche der Brüderlichkeit, die gestern im Ludwigshafener Heinrich-Pesch-Haus für die ganze Metropolregion eröffnet wurde. Für die Veranstalter ist der Sinnspruch, der auf einen jüdischen Gelehrten zurückgeht, „eine Einladung, Neues über Andere zu erfahren, Unterschiede wahrzunehmen und Erfahrungen zu sammeln“, so Manfred Froese von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar.

Für die Vertreter der teilnehmenden Schulen ist es gelebter Alltag, denn auf den Schulhöfen sind heute praktisch fast alle Nationalitäten, Kulturen und Religionen vertreten. Damit diese gut miteinander auskommen, wird auch außerhalb des Unterrichts Respekt und Toleranz vermittelt – und das auf vielfältige Weise. So war das Max-Planck-Gymnasium in Friesenheim ein Jahr lang „Abrahamschule“ – benannt nach dem Stammvater der drei großen monotheistischen Weltreligionen.

 

Projektarbeit mit bleibendem Eindruck

 

In Projektarbeiten, Vorträgen, Exkursionen und anderen Veranstaltungen haben sich die Schüler für Toleranz, Mitmenschlichkeit und interreligiösen Dialog eingesetzt – angefangen beim Eröffnungsimpuls zur Afrika-Vortragsreihe in der Friedenskirche über einen Besuch in einer Moschee und beim Fastenbrechen bis hin zur Abifahrt nach Weimar mit Besuch der Gedenkstätte Buchenwald. Eine Christin aus Bethlehem hat den Schülern aus ihrem Leben erzählt, „und im Musikunterricht haben wir indische Saiteninstrumente kennengelernt“, berichtet Jessica Sobottka (16) im Gespräch mit dieser Zeitung.

Bleibenden Eindruck hat auch das Schulfest hinterlassen, das als „Culture Days“ mit kulinarischen und kulturellen Hinguckern aus allen Kontinenten gefeiert wurde. „Ein Video zum indischen Farbenfest habe ich noch immer auf meinem Handy“, meint.

Amelie Luber (13). Den Abrahampokal, den das Max-Planck-Gymnasium im vergangenen Jahr für sein Engagement erhalten hat, gaben die Schüler nun turnusgemäß weiter. Nun kann die Karolina-Burger-Realschule plus ein Jahr lang zeigen, was sie drauf hat. „Wir planen einen Multivision-Rundgang“, sagten Vertreter der Schüler in ihrer Präsentation. Vorgestellt werden sollen Orte, die in irgendeiner Weise mit einer Religion verbunden sind. Es soll etwas zu lesen, zu sehen und zu hören geben. Mehr wird noch nicht verraten.

Auf der anderen Rheinseite hat die Gustav-Wiederkehr-Schule den Abraham-Pokal an das Moll-Gymnasium übergeben. „Wir sind noch längst nicht fertig“, schrien die jungen Brückenbauer nach einer kreativen Performance ihrem Publikum zu. Auch dieses Jahr soll es bunt weitergehen, etwa beim Schulfest. Die Schüler wollen sich mit Kernbegriffen des Weltethos beschäftigen – Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit – in Form von Theaterstücken, Projektwochen und Exkursionen.

Wie hochaktuell das Anliegen der Woche der Brüderlichkeit sei, betonte Oberbürgermeisterin Eva Lohse. Religiöser Fanatismus nehme wieder zu. Erst vor wenigen Wochen habe ein Zwölfjähriger versucht, auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt eine Bombe zu zünden. Wie gehe man damit um? Indem man wachsam bleibt und dabei aber aufpasst, dass die Saat des Hasses in der Gesellschaft nicht aufgeht. „Wenn wir unseren Nachbarn oder Mitschülern nicht mehr trauen, weil sie eine andere Religion haben, haben die Hassprediger schon gewonnen“, betonte Lohse.          hbg