„Vorgefühlt“ in Sachen Pfalzplatz
Ende September traf sich der neu zusammengestellte Bezirksbeirat im Lindenhof zum ersten Mal in der Lanz-Kapelle zu seiner ersten öffentlichen Sitzung. Elf Mitglieder zählt das Gremium nun, wobei die AfD den ihr zustehenden Platz nicht besetzt (Lindenhof aktuell wird den neuen Bezirksbeirat in der folgenden November-Ausgabe ausführlich vorstellen). Und gleich in der ersten Sitzung hatten die Mitglieder ein sattes Programm mit anspruchsvollen Themen zu stemmen.
Insgesamt sechs Tagesordnungspunkte standen auf dem Programm der Sitzung, wobei fast alle brisanten Themen, die momentan die Menschen im Lindenhof umtreiben, angesprochen werden sollten – Bäume, Verkehr und Kinderbetreuung. Wobei Letzeres gleich zu Beginn zur Sprache kam. Dr. Peter Schäfer vom Jugend- und Gesundheitsamt sollte hier seitens der Verwaltung den momentanen Stand darstellen und Rede und Antwort stehen.
„Wir wissen, dass die Situation schwierig ist“, so Schäfer, „der Lindenhof wächst. Trotzdem versuchen wir auch nachhaltig zu planen“. So seien zu den bestehenden Hort- und Kitaplätzen momentan drei weitere Standorte geplant: In der Landteilstraße, im Neubau des Familienheims nähe des Penny Marktes sowie auf dem Pfalzplatz. Bereits 2018 haben Jugendhilfeausschuss und Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung die Errichtung eines viergruppigen Kindergartens und einer Naturkindergartengruppe auf dem Grundstück Ecke Waldparkstraße/Landteilstraße in Trägerschaft von kinderland.net beschlossen. Zur Minimierung der Eingriffe in die Grünfläche soll das Gebäude maximal zweigeschossig werden und möglichst wenig in den Baumbestand eingreifen. Dieses Vorhaben befindet sich derzeit in der Planung. Eine viergruppige Einrichtung mit einer Krippen- und drei Kiga-Gruppen soll im Glücksteinquartier entstehen: Der Investor Familienheim Rhein-Neckar e.G hat ein Grundstück im Baufeld zwölf zur Ansiedlung seiner Hauptverwaltung erworben. Zwischenzeitlich plant der Investor eine abweichende Nutzung, unter anderem für Wohn- und Gewerbezwecke. Die Verwaltungsspitze hat deutlich gemacht, dass eine städtische Zustimmung zu der geplanten Nutzungsänderung mit der Errichtung einer Kita verbunden ist. Der Investor hat nun die kommunale Förderung zur Errichtung eines viergruppigen Kinderhauses beantragt. Darin sollen eine Krippen- und drei Kindergartengruppen mit zusammen 70 Plätzen in Ganztagesbetreuung zur Verfügung stehen.
Zudem soll der Standort „Pfalzplatzbunker“ städtebaulich entwickelt werden (Thema im anschließenden Punkt), um langfristig eine siebengruppige Einrichtung mit drei Krippen- und vier Kiga-Gruppen zu errichten. Für die Planungs- und Bauzeit der beiden neuen Einrichtungen soll jeweils eine Übergangslösung mit Containern an den Standorten „Pfalzplatzbunker“ und Wilhelm-Leuschner-Straße realisiert werden, um den Bedarf an Kindertagesbetreuungsplätzen in der Zwischenzeit decken zu können.
Bezirksbeirat Patric Liebscher (Grüne) begrüßte es, dass in Sachen Kinderbetreuung langsam Bewegung in die Planungen komme, findet aber, dass „der Pfalzplatz eigentlich ein Platz ist, der schon eine Funktion für viele Kinder und Jugendliche“ hätte. Er schlug deshalb eher das Gelände am Moll-Gymnasium vor, „auf einem Tiefbunker zu bauen ist immer eine Herausforderung“.
Auch Wolf Engelen (FDP) sieht hier eine positive Entwicklung, mahnte aber auch etwas weiter zu denken: „Es reicht nicht einfach irgendwo etwas hinzustellen, auch die Infrastruktur muss stimmen. Es kommen ja nicht alle zu Fuß“. Marcus Butz (SPD) merkte hingegen an: „Bitte jetzt nicht zaudern wegen drei Parkplätzen. Lieber eine Kita, statt ein Wohnhaus einplanen“, so seine Meinung.
Punkt zwei der Sitzung schloss direkt an den ersten Punkt an, denn hier stand der Pfalzplatz im Mittelpunkt, wo ja eventuell auch Kinderbetreuung realisiert werden soll. Dr. Hanno Ehrbeck vom Fachbereich Stadtplanung wollte hier die Möglichkeiten einer Bebauung vorstellen. Zunächst stellte sich den Planern die Frage, was macht man mit dem maroden Bunker? Ist es besser den Tiefbunker kostenintensiv zurück zu bauen, oder den Bunker umgestalten? 9000 Quadratmeter bietet der Platz auf dem Bunker immerhin, allerdings solle nur der nördliche Teil, der an die Donnersbergstraße anschließt, in den Planungen eine Rolle spielen.
Die einhellige Frage der Räte Matthias Winkler (Grüne), Wolf Engelen und Dr. Michael Kost (Freie Wähler): Wie genau sollen denn die Pläne aussehen? Dazu gab es seitens der Verwaltung nur recht zögerlich Informationen. Zudem: Wie soll der Zeitraum der Erschließung sein? Ehrbeck beruhigte hier: „Wir wollten Sie alle so früh wie möglich einbinden in die Planungen“, momentan sei man aber noch beim Entwickeln, deshalb gäbe es noch keine Pläne. Praktisch wird so im Rat vorgefühlt, wie die Meinungen zu einer möglichen Bebauung sind, ehe man wieder Pläne vorstellt. Diese gab es dann zu hören.
Marcus Butz beispielsweise sieht wie auch Patric Liebscher im Pfalzplatz eine der wenigen Freiflächen im Stadtteil, die ohnehin schon von vielen Kindern, Jugendlichen und Initiativen genutzt werden. Das würde dann weg fallen. Klaus-Dieter Lambert (Linke) begrüßte die Pläne hingegen sehr, ebenfalls Peter Karbstein (Grüne), der allerdings mahnte mit den Nutzern zunächst zu reden, ehe Bebauungspläne vorgelegt werden. Dr. Kerstin Ullrich (Grüne) fragte hingegen, ob die Frage Wohnraum und Kita gekoppelt wären, also wenn der Bau von Wohnraum nicht beschlossen würde, gebe es auch keine Kita? Im Emleinhaus sei das ja vor kurzem schief gegangen, nachdem der Investor dann doch keine Kinderbetreuung im Haus haben wollte. „Im Gegensatz zum Emleinhaus ist der Pfalzplatz aber eine städtische Fläche, hier können wir entscheiden“, so Ehrbeck. „Investoren hätten wir auch genug, wir wollen hier aber keine Immobilien-, sondern eine Stadtentwicklung auch dem Pfalzplatz“. sabi