Wichtiges Projekt – mit Wermutstropfen
Mit einer Renaturierungsmaßnahme wurde der Schlauchgraben im südlichen Teil des Waldparks mit dem Rhein verbunden. Allerdings wird es bislang keinen echten, fließenden Nebenarm geben, der sich bis zum Bereich „Bellenkrappen“ durchzieht.
Die Renaturierung des Schlauchgrabens ist ein Projekt mit langer Vorgeschichte. Erste Untersuchungen dazu gab es schon in den 1990er Jahren. Doch für den Waldpark und den Naturschutz hat es eine große Bedeutung. Mitte Juli haben die Arbeiten dafür in Neckarau begonnen, Ende August sollten sie planmäßig abgeschlossen sein. Allerdings müssen sich die Lindenhöfer noch weiter gedulden, denn der Schlauch wird vorerst kein durchgängig fließender Nebenarm, der sich bis zum Bereich „Bellenkrappen“ zieht, wie es sich beispielsweise Wolf Engelen, Mitglied der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof (BIG) und Lindenhöfer Bezirksbeirat (FDP), schon seit langem wünscht. Der Schlauchgraben wurde durch Ablagerung von Schwemmstoffen über die Jahre hinweg vom Rhein abgeschnitten.
Für die Lindenhöfer ein kleiner Wermutstropfen also inmitten der ganzen Euphorie um den Anschluss des Rheinnebenarms an den Hauptfluss. Bis Ende August bewegten die Bagger rund 3750 Kubikmeter Erde, allerdings nur im Bereich des südlichen Waldparks zwischen Silberpappel und Strandbad. Der Graben, der dabei entstand, etwa 150 Meter lang und bis zu 4,70 Meter tief, wurde an die Hagbau-Schlut und damit an den Rhein angeschlossen. Ziel ist es, dass der Graben bei Mittelwasserverhältnissen durchströmt wird. Hierfür wurden Rohre verlegt, die das Rheinwasser dann in den Graben leiten, erklärte Projektleiter Thomas Kilian vom Fachbereich Baurecht und Umweltschutz der Stadt Mannheim bei einem Besichtigungstermin. „Dies wird statistisch an ungefähr 155 Tagen geschehen“, sagte er. Ansonsten sei es stehendes Gewässer, was durchaus beabsichtigt ist. Unter anderem haben diverse Tierarten dadurch die Möglichkeit, ihren Laich dort abzulegen. Bislang wurde der Schlauchgraben nur bei starkem Hochwasser durchflutet.
Mit der Maßnahme soll eine natürliche Auenentwicklung ermöglicht werden. Und somit eine vielfältige Naturlandschaft, die nicht nur der Tierwelt, sondern auch den Waldparkbesuchern zugute komme, wie Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala sagte. „Hauptzielgruppe“, wie Kilian erklärte, sei der Laubfrosch, der sich wieder im Waldpark ansiedeln soll. Daneben erhoffen sich die Verantwortlichen, dass sich andere Amphibien wie die Erdkröte, Grün- und Braunfrösche oder Molche dort ebenfalls wohl fühlen, zusätzlich auch weitere Insekten- und Pflanzenarten.
Je nach Pegelstand kann der neue Graben nun seit Ende August durchflutet werden. Doch was genau passiert, wie sich das Ganze entwickelt, müsse erst beobachtet werden, so Kilian. Denn wie die Natur sich ihren Lebensraum zurückerobert, wird sich erst zeigen.
Ganz billig ist das Unternehmen jedenfalls nicht. Doch die Kosten werden zum einen über eine zweckgebundene Erbschaft der Mannheimerin Emma Weihrauch in Höhe von 261.000 Euro getragen, zum anderen durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die weitere 225.000 Euro zur Verfügung stellte. Der Mehrwert für die Natur dürfte deutlich höher sein.
Wie es mit dem „Anschluss“ des Lindenhofgebiets aussieht, steht noch in den Sternen. Rund zwei Jahre will man die neue Situation zwischen Silberpappel und Strandbad nun beäugen, so Kilian. „Es ist auf jeden Fall mal schon ein erster Schritt in die richtige Richtung“, meinte Wolf Engelen am Besichtigungstag über die bisherigen Maßnahmen. Doch die Hoffnung des Lindenhöfers, dass die Renaturierung noch erweitert wird, ist damit nicht gestorben. jm