„Das war schon lebensgefährlich“

„Herunterfallende Äste oder umknickende Bäume können Menschen lebensgefährlich verletzen und auch Sachschäden verursachen“, so heißt es auf der Interseiteseite des Grünflächenamtes der Stadt Mannheim. Und weiter: „Der Fachbereich Grünflächen und Umwelt trägt die Verantwortung für die Verkehrssicherheit der Bäume. Er kontrolliert den Baumbestand regelmäßig und sorgt nötigenfalls dafür, dass Bäume zurückgeschnitten oder gefällt werden.“ Die Bewohner der Meerwiesenstraße mussten Ende Juli allerdings eine andere Erfahrung machen. Als ein angekündigtes Unwetter durch den Stadtteil fegte, hinterließ es ein Chaos ungeahnten Außmaßes. Die Platanen in der Straße entwickelten sich zu einer Gefahr – Anwohner sprechen sogar von einer „lebensbedrohlichen Situation“ und reagieren jetzt. 

 

Es sind Bilder, die man aus dem Lindenhof eigentlich nicht erwartet: Äste hingen quer über die Straße, Autos sind von herabstüzenden Baumteilen beschädigt worden, es herrschte Chaos. Der Sturm, der am 22. Juli über Mannheim hinweg zog, hatte vor allem in der Meerwiesen- und Speyerer Straße für erhebliche Schäden gesort – unter anderem auch Totalschäden bei Autos.  Eine Anwohnerin, die gerade mit ihrem Kind vom Baden im Stollenwörthweiher mit dem Fahrrad zurückkehrte, fuhr direkt in den Sturm hinein. „Ein schlimmer Unfall wäre hier absolut möglich gewesen“, so ihr Mann.

Kein Wunder also, dass die Anwohner aufgebracht sind. Mit einer Unterschriftenliste wollen sie nun die Stadt auf die Missstände aufmerksam machen; so zum Beispiel, dass nach Meinung der Bürger die Bäume viel zu wenig beschnitten seien und auch möglicherweise kranke Bäume darunter sind.

Diesen Vorwurf weist der Leiter des Fachbereichs Grünflächen und Umwelt, Markus Roeingh, allerdings auf Nachfrage von Lindenhof aktuell entschieden zurück: „Die Platanen in diesem Bereich befanden sich in einem guten Vitalitätszustand“. Der Fachbereich führe regelmäßig Kontrollen durch, so Roeingh weiter, zwei bis drei Mal im Jahr wird jeder der rund 85.000 städtischen Bäume auf Krankheit oder auf Verkehrssicherheit überprüft. Wieso dann das Chaos nach dem Sturm? „Platanen können nur durch Sturmkräfte, wie wir sie an diesem Tag hatten, enorm in Mitleidenschaft gezogen werden“. 550 Bäume waren im gesamten Stadtgebiet betroffen, in der Meerwiesenstraße gab es insgesamt elf Bäume mit erheblichen Schäden, vier mussten gefällt werden. Und Baumschnitt als Vorsorge, wie es die Anwohner in der Meerwiesenstraße nach dem Sturm nun fordern? Konkret sollen nach Vorstellung der Bürger die Baumkronen gelichtet und die telweise zehn Meter über den Dachfirst gewachsenen Platanen um ein Drittel gekürzt werden.  „Grundsätzlich müssen Platanen nicht gekürzt werden, auch nicht in der Meerwiesenstraße“, erklärt Roeingh und verweist auf die Stärke des Sturms. „Die Größe des Baums, das kann nicht das Kriterium sein, dann müssten wir ja alle Bäume in der Stadt runterschneiden“. Die Verantwortung läge bei einem Unfall zwar bei der Stadt, aber „eine absolute Sicherheit können wir nicht garantieren“. Und diesen Unfall gab es dann auch noch wenige Tage später in der Meerwiesenstraße. Eine Dame wurde von einem herabfallenden Ast getroffen und musste im Krankenhaus genäht werden. Davon habe er auch gerade erst erfahren, so Roeingh, „sie kann sich auf jeden Fall an die Stadt wenden“.

Auf jeden Fall werden die Bäume in den betroffenen Straßen seit Ende August noch einmal einer gründlichen Untersuchung unterzogen.            sabi