Der Kampf gegen die Abholzung
Bernhard Welker möchte die alten Bäume im Lindenhof vor der Fällung retten. Anfang Februar organisierte er eine Baumbegehung im Glückstein-Quartier, bei der auch zwei Grünen-Stadträtinnen anwesend waren. Mit seiner Einladung wolle er die Grünen zu ihren Wurzeln zurückbringen, sagte Bernhard Welker am 6. Februar augenzwinkernd.
Der pensionierte Landschaftsgärtner setzt sich schon seit langem für den Erhalt alter Bäume im ganzen Stadtgebiet ein. Auch im Lindenhof kämpft Welker für den alten Baumbestand, denn immer wieder stehen für neue Bauvorhaben Fällungen an. Aus eigener Initiative heraus lud er die Grünen-Politiker an diesem Tag für eine kleine Baumbegehung ein, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, Unterstützung für seine Rettungsbemühungen zu bekommen.
So war der Treffpunkt mit den beiden Stadträtinnen Gabriele Baier und Nuran Tayanc direkt an der Baugrube für das neue Parkhaus im Glückstein-Quartier nicht zufällig gewählt. „Wir wollen, dass die elf Platanen rund ums neue Parkhaus und das entstehende Technische Rathaus erhalten bleiben“, sagte Welker. Drei Platanen, so der Baumschützer, mussten schon der Baugrube weichen. Weitere seien bedroht, zum Beispiel circa fünf Bäume beim Eingang der Bahnhofsunterführung auf Lindenhofseite. Dort, so Welker, soll die Bundesstraße noch etwas weiter Richtung alte Feuerwache verlegt werden.
Die Bäume, die das BIG-Lindenhof-Mitglied erhalten möchte, sind rund 50 Jahre alt, manche sogar deutlich älter. Und der 66-Jährige weiß: „Diese Bäume leisten viel für die Reinhaltung der Luft und die Sauerstoffproduktion.“ Zwar werden oftmals junge Bäume nachgepflanzt. „Aber das dauert wiederum 40 bis 50 Jahre, bis sie das vollbringen, was der alte Baumbestand heute schafft“, so Welker. Mittlerweile sind seinen Aussagen zufolge für die Bebauung des Glückstein-Quartiers schon über zehn Bäume gefällt worden, einige von ihnen am neuen Mafinex-Gebäudeteil. „Immerhin bleiben am Victoria-Turm zehn alte Bäume stehen“, berichtete der Naturschützer erfreut.
Welker möchte nicht nur die Politik wachrütteln und sie auffordern, richtig hinzuschauen und abzuwägen, ob man den alten Baumbestand nicht irgendwie erhalten kann. Er möchte auch seine Mitbürger aufrufen, etwas gegen die Abholzung zu unternehmen. So hat er schon einige Mitstreiter, die sich zur Baumbegehung eingefunden hatten. Aus ihren Reihen stammen etliche handgemalte Plakate, die unter anderem am Bauzaun des neuen Parkhauses angebracht sind. Darauf zu lesen: „Die alten Bäume müssen bleiben!“ Oder: „Don’t kill us!!!“ Der Protest wird spürbar.
„Bei uns rennen Sie offene Türen ein“, verkündete Stadträtin Baier beim Baumrundgang. Die Baumfällungen seien ein bezeichnendes Beispiel für die Probleme der Stadtentwicklung, so die Grünen-Politikerin. Sie bemängelte eine zu dichte Bebauung, auch zu viele eingeplante Parkplätze. Sie blickte auf die entstehenden Glückstein-Villen: „Pro Wohneinheit eineinhalb Stellplätze – das ist zu hoch bemessen“, sagte sie. Nach der neuen Landesbauordnung könne man die Zahl der Stellplätze durchaus geringer halten. Doch diese Chance habe die Stadt vertan, so Baier. „Man sieht, dass Wohnen und Mobilität immer noch schwer zusammenzubringen sind.“
So begrüßten Baier und Tayanc den bürgerlichen Protest. „Auch wir kämpfen für diese Thematik“, erklärten sie. Doch es sei schwierig, Mehrheiten zu bekommen. „Es ist wichtig, dass Sie als Bürger aufstehen und schimpfen“, so die Stadträtinnen. Denn so bekämen auch die anderen Parteien und die Stadtverwaltung mit, dass sich die Wohnqualität immer weiter verschlechtert.
Und Bernhard Welker? Der freute sich, dass die Grünen ihm Gehör geschenkt hatten, auch wenn er weiß, dass sie letztendlich wahrscheinlich nicht viel ausrichten können. Den Kampf um die Bäume gibt er jedoch noch lange nicht auf. jm