Bauprojekte: Wohnraum für bis zu 1500 Menschen
Die Nachfrage nach Wohnraum nimmt immer weiter zu. Vor allem in Friesenheim sind günstige Wohnungen oder Häuser für junge Familien kaum zu finden. Abhilfe könnten drei große Gartengrundstücke im Bereich Luitpoldstraße Nord schaffen. Diese könnten mit Ein- und Doppelhäusern sowie im vorderen Bereich mit einem Mehrfamilienhaus bebaut werden – wenn die privaten Eigentümer mitspielen. Drei bestehende Gebäude stehen auf Bauland, sind seit einiger Zeit unbewohnt und nicht in bestem Zustand. Den Großteil der insgesamt rund 1,6 Hektar großen Fläche nehmen die Gartengrundstücke mit teils üppigem Baumbestand ein. Für die Stadtplaner ist das eine „Chance“, ein neues Baugebiet vernünftig und geordnet zu entwickeln, so ein Vertreter der Stadt im Ortsbeirat Friesenheim. Der Stadtrat gab nun grünes Licht für den entsprechenden Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans Luitpoldstraße Nord.
Ein ganz anderes Kaliber von Siedlung soll am Heinrich-Pesch-Haus entstehen: mit 450 Wohnungen in allen Preissegmenten, dazu eine große Gewerbefläche nur für mittelständische Betriebe sowie ein neuer Standort für die Pfalzwerke – dies sieht das Konzept zur Bebauung der Entwicklungsachse West zwischen dem Hauptfriedhof und der BG-Unfallklinik vor. Das Pesch-Haus und das katholische Dekanat planen bis 2022 ein Wohnquartier für 1200 bis 1500 Menschen mit Gemeinschaftsräumen und Kita, sagte Johann Spermann, Leiter des Pesch-Hauses, im Bau- und Grundstückausschuss. Als Investoren nannte er unter anderem das Siedlungswerk GSW (Speyer) und die städtische Immobiliengesellschaft GAG. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) sprach von einem „Meilenstein“ im Wohnungsbau.
Die Flächen sollen in Erbbaurecht mit Reihenhäusern, Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut werden, so Spermann. Ein Viertel der Wohnungen werde an „Menschen in prekären Lebenslagen“ vermietet wie Alleinerziehende oder Geringverdiener. Ein weiteres Viertel ist für Gutverdienende gedacht und die Hälfte der Wohnungen für Bürger mit mittlerem Einkommen.
„Wir wollen mehr als nur Wohnungen anbieten, sondern planen ein nachbarschaftliches Leben“, erläuterte Ulrike Gentner, stellvertretende Leiterin des Pesch-Hauses, das Konzept. Deshalb sei eine Begegnungsstätte mit Bibliothek/Mediathek, kleiner Kneipe und Freizeitaktivitäten vorgesehen. Die Kosten für die Gemeinschaftseinrichtung werden auf rund 700 000 Euro geschätzt. Erwogen wird auch ein Gemeinschaftsgarten. Die kirchlichen Initiatoren wollen einen Quartiersmanager einstellen, um Konflikte zu vermeiden. Zudem planen sie eine Kindertagesstätte, die vier oder fünf Gruppen umfassen könnte. Genaues steht noch nicht fest. Die Stadt prüft, in der neuen Siedlung einen Grundschul-Standort einzurichten. „Der Bedarf allein aus diesem Neubaugebiet wird aber wohl nicht ausreichen“, merkte Steinruck an.
Die Pfalzwerke planen, ihre Hauptverwaltung vom Stadtteil Süd in die Entwicklungsachse West zu verlagern. Erwogen wird ein Standort direkt an der Frankenthaler Straße. Eine Bauvoranfrage hat die Stadt bereits genehmigt. Planerisch möglich ist dort ein maximal fünfgeschossiges Gebäude – etwas niedriger als das Pesch-Haus. Die Stadtverwaltung will zudem ihre Flächen für Gewerbeansiedlungen erweitern und plant deshalb einen Mittelstandspark in Richtung Oggersheim. „Das Gelände ist nur für Handwerker und mittelständische Unternehmen vorgesehen, aber nicht für Industriebetriebe und Logistikfirmen“, stellte die Oberbürgermeisterin klar.
„Eine autofreie Wohnsiedlung wird es nicht geben, wir wollen aber die Belastungen durch den Verkehr verringern, etwa durch ein Parkhaus und eine Car-Sharing-Station“, betonte Kirchen-Berater Ernst Merkel. Ein Schwerpunkt sei auch der öffentliche Nahverkehr. Die Straßenbahnhaltestelle werde eventuell baulich verbessert oder verlegt. An den Kosten würde sich das Pesch-Haus beteiligen, sagte Baudezernent Klaus Dillinger.
Im Stadtrat gab es für die Pläne viel Lob: „Ein zukunftsweisendes Projekt für Ludwigshafen“, meinte Udo Scheuermann (SPD). „Wir freuen uns auf die weiteren Planungsschritte“, sagte Peter Uebel (CDU). „Ein spannendes Projekt, das es so noch nicht gegeben hat“, lobte Rainer Metz (FWG)., zumal viele Institutionen bis hin zu Hochschulen als Kooperationspartner beteiligt seien. Hans-Uwe Daumann (Grüne) sprach von einem „tollen, ambitionierten Projekt“. Im Herbst werden die Pläne öffentlich ausgelegt, so dass Anwohner Anregungen geben oder Einwände erheben können. Anfang 2019 könnte Baurecht nach Einschätzung Dillingers vorliegen. Die katholischen Grundstückseigentümer finanzieren die Erschließung des Geländes. Die Kosten für Leitungen und Straßen werden auf fünf Millionen Euro geschätzt. Die gewerblichen Flächen könnten bereits im nächsten Jahr bebaut werden. Die Wohnungen sollen danach errichtet werden – zwischen 2020 und 2022. redB