„Bitte kein neues Nadelöhr“
Vornehmlich um das Thema Glückstein-Quartier ging es in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung im Lindenhof. Insgesamt vier Punkte der Tagesordnung beschäftigten sich mit dem Gebiet an der Südtangente. Ottmar Schmitt, Leiter der Projektkoordination, gab den anwesenden Bezirksbeiräten und Bürgern bereitwillig Auskunft über den aktuellen Stand bei den verschiedenen Projekten und Baufeldern.
Auf Punkt eins der Tagesordnung stand jedoch ein anderes brisantes Thema: Die Sanierung der Tunnelstraße – besser bekannt als „Suez-Kanal“. Oliver Sachs vom Fachbereich Tiefbau konnte dazu Auskunft geben. Grundsätzlich sei es so, dass die Stadt nur für den Innenbereich des Tunnels zuständig ist, der Rest liegt im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn. Im aktuellen Fall, bei dem im Zuge des Gleisbaus auch 40 Meter des Tunnels saniert werden, wird das komplett von der Bahn übernommen. „Wenn die Bahn etwas außen kaputt macht, dann übernimmt sie auch die Sanierung innen“, so Sachs. Hier sind drei Trassen geplant: eine für Autos (drei Meter) sowie eine für Fahrradfahrer und Fußgänger (jeweils 1,50 Meter). Die restlichen 90 Meter des Tunnels bleiben allerdings erst einmal so, wie sie momentan sind – obwohl dringend Sanierungsbedarf besteht. „Wir können das jetzt sanieren. Doch wenn die Bahn in fünf bis zehn Jahren wieder Arbeiten in diesem Bereich hat – was sie auch angekündigt hat –, dann müssen wir das neu Sanierte wieder zurück bauen“. So sei es wohl sinnvoller abzuwarten, die Bahn müsse dann wie auch bei den 40 Metern davor die Kosten für die gesamte Sanierung tragen.
Diese Ausführungen warfen eine Reihe von Fragen bei den Bezirksbeiräten auf, allen voran Dr. Michael Kost von der Mannheimer Liste. Zusammen mit dem Gewerbeverein Lindenhof organisierte die ML im vergangenen Jahr eine Unterschriftensammlung mit der Forderung die nötigen Sanierungen im Tunnel durchzuführen und den Tunnel dann schnellstmöglich wieder auch für den Autoverkehr zu öffnen. Anfang Dezember konnten Gewerbevereinsvorsitzender Thomas Raffler und Kost immerhin rund 3000 gesammelte Stimmen den Stadträten Wolfgang Taubert und Christoper Probst übergeben (beide ML). Nach Sachs‘ Ausführungen zeigte Kost so auch wenig Verständnis: „Das ist alles sehr unglücklich geplant. Das heißt ja, dass der Tunnel bald wieder gesperrt wird“. Auch Wolf Engelen (FDP) fragte, wann denn wieder die Autos dort fahren dürften. „Wir haben leider keinerlei Einfluss auf die Bahn“, so Sachs.
Der Großteil der Räte und auch Thomas Raffler im Publikum betonten noch einmal vehemend, dass der Autoverkehr dort wichtig ist. „Wir haben schon genug Nadelöhre, bitte kein neues“, so Bezirksbeirat Kost.
Ottmar Schmitt erläuterte dann ab Punkt zwei den Stand im Glückstein-Quartier. Im Blickpunkt hierbei waren auch die Parksituation, die Verkehrsströme, aber auch Handel und Gewerbe. Doch zunächst gab es einen Überblick zu den Baufortschritten. Für das Areal direkt am Bahnhof, das ursprünglich für Bilfinger reserviert war, hat man mit der Gerch Group offenbar einen neuen Investor gefunden. Wann hier die ersten Fortschritte gemeldet werden können, hängt auch vom Umzug der Feuerwehr ab. Der Spatenstich zum Parkhaus direkt daneben hat sich zwar ein wenig verzögert, soll aber noch im ersten Quartal diesen Jahres stattfinden. Ein Baufeld weiter soll dann ab erstem Quartal 2017 das Technische Rathaus angegangen werden. Der Baubeginn auf dem hierauf folgenden Areal, auf dem Diringer + Scheidel bauen wird, hängt noch von der Vermietung der Büros und Wohnungen ab, steht also noch nicht fest. Daneben allerdings wird ab sofort schon saniert: Am historischen Lokschuppen und am Werkstattgebäude fahren bereits die Bagger. Für den Rest der Baufelder in Richtung Mafinex gibt es Gespräche mit möglichen Interessenten. Die Arbeiten an den fünf Stadtvillen entlang des Parks sind ebenfalls schon in vollem Gange, auch an der Ecke Gontardstraße/Carl-Metz-Straße wird bereits gearbeitet. Hier entsteht ein Wohngebäude.
Für etwas Irritation sorgte die Tatsache, dass von den 600 Parkplätzen, die im neuen Parkhaus entstehen sollen, offensichtlich schon die Hälfte reserviert sind. Laut Ottmar Schmidt hat die Deutsche Bahn bereits eine komplette Etage angemietet (etwa 100 Plätze), 200 weitere sollen für die neuen Wohnungen sowie für Mitarbeiter des Technischen Rathauses zur Verfügung stehen. „Das ist etwas ernüchternd“, so Wolf Engelen. Ein Bürger aus im Publikum sieht das sogar drastischer: „Das Parkhaus wurde uns immer als Lösung aller Platzprobleme verkauft“. Ottmar Schmitt gab allerdings zu bedenken: „Wir müssen erst einmal abwarten, wie das Parkhaus überhaupt angenommen wird und ob die Leute für das Parken zahlen wollen“.
In Sachen Handel und Gewerbe versicherte Schmitt, dass die Branchen im neuen Quartier „auf keinen Fall in Konkurrenz zur Meerfeldstraße stehen werden. Das soll in den Mietverträgen auch verankert werden“. Trotzdem, so Schmitt, soll das Glückstein Quartier natürlich „offen sein für die gesamte Bandbreite von Branchen“. sabi