„Die Verhältnisse sind unterirdisch“

Zwei Themen standen bei der ersten Bezirksbeiratssitzung in diesem Jahr, die unter der Leitung von Stadtrat Volker Beisel stattfand, im Mittelpunkt: Die Einrichtung von Kurzzeitparkplätzen am Hauptbahnhof Lindenhof Nord sowie die Vorstellung einer Konzeption für eine Anbindung des Lindenhof an die Innenstadt. Vor allem letzterer Punkt sorgte für viele Fragen und Bedenken bei den anwesenden Bürgern, die sich rege an der Diskussion beteiligten. 

 Schon vor Beginn der Sitzung konnte man im Stadtteil erkennen, dass der Bezirksbeirat ernst macht: Erstmals hingen Plakate mit der Tagesordnung und einer Einladung an die Bürger aus, damit  Volkes Ohr auch mitbekommt, was politisch im Stadtteil geplant wird. Außerdem lagen während der Sitzung Postkarten aus, auf denen Bürger ihr Begehren notieren und an die Stadtverantwortlichen weitergeben konnten. Dies alles geschieht im Zuge des städtischen Bestrebens, die Bezirksbeiräte weiter in ihrem Wirken zu stärken.Unter Punkt eins der Tagesordnung wurden die Pläne für Kurzzeitparkplätze im Bereich der Unterführung zum Bahnhof vorgestellt. Direkt vor dem Viktoria-Turm sollen so vier Kurzzeitplätze in Zukunft zur Verfügung stehen, die für maximal 30 Minuten genutzt werden dürfen. Zwischen dem Viktoria-Turm, der zukünftigen Filiale von Bilfinger und Berger sowie den Bahnschienen erwägt man zudem einen großzügigen Platz, verschiedenen Ladengeschäften und einem großzügigen Zugang zur Unterführung. Während der Bauzeit der Glückstein-Allee soll der Bereich vor dem Viktoria-Turm zudem zum Parken zu nutzen sein, so Ottmar Schmitt, der das Projekt Glückstein-Quartier betreut.

Ulrike Kleemann vom Fachbereich Stadtplanung stellte im Anschluss die sieben Stellen vor, die in Zukunft eine Anbindung vom Lindenhof  in die Innenstadt gewährleisten sollen. Das sind der Schlossgarten mit der neuen Fahrradstraße, die Schlossparkunterführung, die Lindenhofüberführung neben den Schienen, die Tunnelstraße („Suez-Kanal“), der Bahnhofstunnel, der Posttunnel sowie der Kleinfeldsteg, der im Mai eröffnet werden soll. Hierbei spielt auch die Umgestaltung der Bismarckstraße eine Rolle, wo die Radführung verbessert werden soll. Darüber wird bei der Stadt im März beraten.

Für Bezirksbeirat Wolf Engelen sind diese Anbindungen jedoch alles andere als ausreichend. „Diese Planungen werden dem Verkehr nicht gerecht, man kann nicht etwas aufbauen und die Verkehrsentwicklung ignorieren“. In der Tat ist bei diesen sieben Anbindungen nur eine für den Autoverkehr vorgesehen – der sogenannte „Suez-Kanal“. Und hier brachte Bezirksbeirätin Ingeborg Dörr in Erfahrung, dass der Tunnel im September wegen Bauarbeiten für drei Jahre gesperrt werden soll. „Der Tunnel wird drei Jahre gesperrt, damit 25 Meter saniert werden. Das kann doch nicht sein“, so Dörr. „Da wird es mit dem Auto schwierig“. Die Stadt müsse da für Alternativen sorgen.

Schwierig ist hierbei, dass man bei derartigen Projekten stets mit der Bahn kooperieren muss, und das, so bestätigte der Bundestagsabgeordnete Stefan Rebmann, der ebenfall im Publikum saß, kann äußerst schwierig sein: „Wir haben in dieser Sache schon mehrere Schreiben an die Bahn geschickt – aber noch keine Antwort  erhalten“.

Der O-Ton der anwesenden Bürger, die im Anschluss zu Wort kamen und dies zahlreich nutzten, schlug in die selbe Kerbe. „Zur Mittagszeit, wenn mehrere Züge ankommen, dann sind die Zustände im Bahnhofstunnel im wahrsten Snne des Wortes unterirdisch“, so eine Bürgerin. Zudem, so bemerkte eine andere Bürgerin, seien die Wege vom Lindenhof in die Innenstadt und zurück in einem „erbärmlichen Zustand“ – verdreckte Lampen, Schlaglöcher – das könne man beispielsweise auch Touristen, die den Weg nach Mannheim finden, nicht zumuten. „Hier werden so viele moderne Bauvorhaben geplant, diesen sollte man die Infrastruktur anpassen“, so ein dritter Bürger. Eine rege Diskussion mit vielen Anregungen also – ein Indiz dafür, dass sich die Stärkung des Bezirksbeirats und die Werbung dafür schon in der ersten Sitzung 2014 bewährt haben.           sabi