„Genieße erst mal den Vereinsruhestand“
Das klingt nach absoluter Treue: Seit 1965 ist Klaus Hartel Mitglied beim MFC 08 Lindenhof – und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben. Mit elf Jahren hat er als Jugendspieler angefangen, später wurde er von 1980 bis 1986 und nochmals von 1992 bis 1998 Schatzmeister und damit Vorstandsmitglied, ehe er 2002 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Dieses Jahr – nach 18 Jahren als leitende Person des Vereins – wird er bei der Wahl am 27. März nicht mehr antreten. In seiner Amtszeit hat er den Verein wie kein anderer mitgeprägt, im Gespräch mit Lindenhof aktuell blickt er – mittlerweile Ehrenmitglied des Vereins – auf diese mitunter turbulente Zeit zurück.
Herr Hartel, als Sie sich 2002 zur Wahl zum Vorsitzenden stellten, war der Verein in einer alles andere als guten Situation. Sowohl finanziell, als auch sportlich und personell sah es nicht gut aus. Warum haben Sie sich das damals angetan?
Hartel: Naja, als ehemaliger Jugendspieler und stets aktives Mitglied lag und liegt mir der Verein natürlich sehr am Herzen. Ich empfand die allgemeine Situation sehr unbefriedigend; die Mitglieder hatten sich ein Stück weit vom Vereinsleben zurückgezogen das „Wir-Gefühl“ war in weiten Teilen verloren gegangen. Aber wenn man etwas verändern will, dann muss man auch Verantwortung übernehmen. Also habe ich viele Gespräche mit Mitgliedern geführt und insbesondere mit jenen, von denen ich wusste, dass sie ähnlich empfinden. Ich rannte „offene Türen“ ein und verspürte eine Aufbruchstimmung. Und so hatte ich mir im Vorfeld ein Team zusammenstellen können, welches mit mir den neuen Vorstand bilden sollte..
Was waren dann die ersten Maßnahmen?
Hartel: Nach dem Abstieg der 1. Mannschaft aus der Landesliga, gab es trotzdem daraus noch finanzielle Verpflichtungen, wie beispielsweise Kosten des Spielbetriebs sowie die laufenden Kosten für Strom, Wasser etc.. Gleich zu Beginn hatten wir mal einen Businessplan aufgestellt – das war dringend nötig, damit wir bei unserer Hausbank vorstellig werden konnten. Sehr geholfen hatte da auch ein anwaltlich erstelltes Gutachten, mit dem Zweck die allgemeinen Belange und insbesondere die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins darzustellen, um dann damit nach neuen Geldgebern und Sponsoren auf die Suche zu gehen. Nach dem Abstieg sind auch viele Spieler gegangen – es war ein kompletter Neuaufbau. Vor allem im Organistatorischen hatte sich viel getan. Bestimmte Aufgaben wurden auf mehreren Schultern verteilt. Was mir sehr wichtig war: Das alles war ein sehr demokratischer Prozess. In den Vorstandssitzungen wurde jede Meinung angehört, anstehende Themen diskutiert und sofern erforderlich, mehrheitlich abgehandelt.
18 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Was waren denn die Höhepunkte?
Hartel: Ui, da gab es so viel Positives! Zunächst einmal, dass wir den Verein damals am Leben gehalten haben. Hier möchte ich mich bei allen Mitgliedern und Freunden ganz herzlich bedanken; zum einen bei jenen, die durch ihre finanzielle oder materielle Unterstützung und auch bei jenen, die durch ihr handwerkliches Mitwirken dazu beigetragen haben, dass es den 08er heute noch gibt. Dass wir nicht nur einen, sondern einen zweiten Kunstrasenplatz ermöglicht haben, ist sicherlich auch ungewöhnlich. Für mich persönlich war ein Höhepunkt aber die Auszeichnung zum „Lindenhöfer des Jahres“. Das hat mich unheimlich gefreut und stolz gemacht.
Gab es denn auch weniger Positives in Ihrer Amtszeit?
Hartel: So richtig Negatives will ich jetzt nicht sagen. Ich habe die Dinge nie negativ, sondern als Herausforderung gesehen. Enttäuscht bin ich lediglich ein wenig von der Entwicklung der Mädchen- und Frauenabteilung. Diese wollten wir weiter ausbauen, aber hier ist der Trend und das Interesse eher rückläufig. Klingt vielleicht komisch, aber das merkt man schon bei der Damen-Nationalmannschaft, die immer weniger im Fokus steht. Das schlägt sich bis hin zur Basis nieder. Weniger Präsenz, weniger Zulauf.
Zu erwähnen wären auch noch die vielen Veranstaltungen, die in Ihrer Amtszeit ins Leben gerufen wurden …
Hartel: … die alle durchweg positiv ankamen. Unser Adventscafé „Ü60“ zu Weihnachten, der Neujahrsempfang, unsere Teilnahme an Festen – und natürlich auch der Jazz-Frühschoppen, den allerdings der Förderverein ins Leben gerufen hat und veranstaltet. Ist alles ganz toll angenommen worden!
Warum dieses Engagement neben dem Sport?
Hartel: Mir war damals klar – man muss den Leuten auch etwas anderes als den Sport bieten. Durch solche Veranstaltungen erreichst du auch ganz andere Menschen, die nichts mit Fußball am Hut haben. Und man bringt sie vielleicht dazu, sich auch einzubringen – also eine ganz besondere Art der Mitgliedergewinnung. Der MFC sollte ein Verein der Möglichkeiten und der Vielfalt sein – das haben wir ganz gut hinbekommen denke ich.
Wird es diese Veranstaltungen auch weiterhin geben?
Hartel: Das kann ich leider nicht sagen, welche Intensionen der neue Vorstand hat. Ich kann ja keinen zu einem Neujahrsempfang zwingen. Aber ich bin guter Dinge, dass Vieles beibehalten wird.
Wie sieht denn nun die Zukunft aus bei Ihnen? Ziehen Sie sich vollständig zurück?
Hartel: Also nach dem März werde ich erst mal kürzer treten und mich komplett aus dem operativen Bereich zurück ziehen. Ich will ja auch dem oder der zukünftigen Vorsitzenden nicht sagen, wie er oder sie den Verein führen soll. Hilfestellung – wenn gewünscht – gebe ich natürlich immer gerne. Aber ab dann genieße ich erst einmal den Vereinsruhestand.
Wie sehen Sie die Zukunft des Vereins?
Hartel: Ich bin sehr dankbar, dass ich über all die Jahre hinweg mit einem super Team habe zusammenarbeiten dürfen. Und die sind ja fast alle noch da. Die letzten 13 bis 14 Jahren waren immer die selben Leute dabei. Und diese Zeit war geprägt durch Kontinuität und gegenseitiges Vertrauen. Das wird, denke und hoffe ich, auch so weiter geführt. sabi