Investor für das „Sahnestück“ gesucht
Ist der 16. März ein schwarzer Tag für die Entwicklung des Glückstein-Quartiers? So genau kann das niemand sagen. Fakt ist, Bilfinger wird im Lindenhof keine neue Konzernzentrale bauen, wie das Unternehmen an diesem besagten Tag mitteilte. Es ist nun nach der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) der zweite Investor, der dem Glückstein-Quartier eine Absage erteilt.
Der Vorstandsvorsitzende der Bilfinger SE, Herbert Bodner, begründete den Schritt damit: „Die laufenden Restrukturierungsprogramme haben Auswirkungen auf viele Mitarbeiter des Konzerns. In einer solchen Situation wäre der Neubau einer Zentrale ein falsches Signal.“ Dem Konzern geht es nicht wirklich gut. Er muss 1600 Stellen abbauen, verzeichnete einen Jahresverlust von 71 Millionen Euro, der Aktienkurs ging in den Keller – ein drastisches Sparprogramm ist die Folge.
Die Pläne für das Glückstein-Quartier waren allerdings schon ziemlich weit fortgeschritten. Im November letzten Jahres erst wählte eine Jury die besten Architekturpläne für den 40 bis 60 Millionen Euro schweren Neubau in der Nähe des Hauptbahnhofs aus (wir berichteten). „Es ist sehr bedauerlich, dass Bilfinger sich gegen einen Neubau der Firmenzentrale im Glückstein-Quartier entschieden hat. Die Entscheidung wurde aus aktuellen ökonomischen Gründen getroffen und ist nachvollziehbar“, teilte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz noch am selben Tag mit. Wichtig sei, dass der Standort Mannheim als Standort für die Bilfinger-Firmenzentrale durch diese Entscheidung nicht in Frage gestellt wird. Denn Bodner verkündete, dass es keine Pläne seitens Bilfinger gebe, die Konzernzentrale in der Augustaanlage aus Mannheim an einen anderen Standort zu verlegen.
Trotzdem nimmt Kurz das Ganze nicht auf die leichte Schulter, befindet er sich doch auch gerade mitten im Wahlkampf, wo negative Nachrichten wenig zuträglich sind. Und so klang seine Pressemitteilung unmissverständlich: „Wir erwarten allerdings, dass das Unternehmen dafür sorgt, dass das von ihm erworbene Grundstück im Glückstein-Quartier schnellstmöglich von einem Investor entwickelt und dort – wie vorgesehen – ein Bürohaus gebaut wird.“
Doch wie geht es nun weiter? „Das Glückstein-Quartier entwickelt sich weiterhin planmäßig, auch wenn der Verzicht von Bilfinger auf den Neubau der Firmenzentrale zu einer Verzögerung auf der Zeitachse führen kann“, zeigte sich Baubürgermeister Lothar Quast in der Pressemitteilung optimistisch. Und er ergänzte: „Das 4400 Quadratmeter große Grundstück Bilfinger ist der attraktivste Bürohausstandort – praktisch das „Sahnestück“ im Glückstein-Quartier. Mit seinem unmittelbaren Zugang zum Hauptbahnhof und am neu entstehenden Lindenhofplatz gelegen, war er bei Projektentwicklern immer erste Wahl. Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass Bilfinger in der gewohnt engen Abstimmung mit der Stadt sehr bald einen geeigneten Investor finden wird, der ebenfalls eine baldige Bebauung unter Berücksichtigung der Qualitätsziele der Stadt umsetzen wird.“ Auch Bilfinger ließ verlauten, dass das Unternehmen gemeinsam mit der Stadt Mannheim Optionen prüfen werde, wie das Grundstück in Zukunft genutzt werden kann.
Somit ist noch offen, was genau auf dem Gelände passieren wird. „Da klafft nun eine Lücke, da kann man nichts machen“, sagte Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch vor kurzem auf einem Pressegespräch zum Jahresbericht der Wirtschaftsförderung Mannheim. Dennoch bereite ihm das keine Sorgen, obwohl der Bilfinger-Bau für eine zügige Entwicklung des Glückstein-Quartiers besser gewesen wäre. jm