Prinzregententheater: „Mit beschde Referenze“ feiert Premiere

Was macht eine Frau, wenn sie sich nichts sehnlicher wünscht als Kinder, aber der Mann nicht will oder kann? Entweder sich in ihr Schicksal fügen oder einen anderen „ran“ lassen. So könnte man das Grundproblem der neuen Komödie im Prinzregententheater zusammenfassen. Wer Bernhard Dropmann und sein spielfreudiges Ensemble kennt, weiß aber, dass es so einfach nun auch wieder nicht sein wird.
Da kommen das eine oder andere Missverständnis dazu, viel Situationskomik und noch mehr Geschrei. Vor allem aber die Darsteller verpassen ihren Charakteren eine unverwechselbare Note mit ausladender Körpersprache und Mut zur Übertreibung. Beim Premierenpublikum jedenfalls kam der turbulente Dreiakter „Mit beschde Referenze“ von Andreas Keßner bestens an.
Für den letzten Pfälzer Pfiff sorgt wie immer die Mundart-Bearbeitung von Bernhard Dropmann. Der bedankte sich erstmal bei seiner Hauptdarstellerin Silke Eberhard, die trotz Krankheit mitspielte und ihre Stimme lediglich durch Mikroeinsatz schonte. Sie spielte die kinderlose Ehefrau Traudel, in deren Nachbarschaft eine Familie mit drei Kindern zieht. Das reißt bei ihr alte Wunden auf, denn Kinder blieben ihr bisher verwehrt. Ihr Mann Sebastian (Klaus Sokoli) ist zeugungsunfähig und lässt auch keine Alternativen zu, die Sache ist entsprechend hoffnungslos. Als die neue Nachbarin Evelin (Astrid Conrad-Mayer) aber erzählt, dass sie die „Dienste“ eines gewissen Gironemo (Paul Meidl) in Anspruch genommen hat, um sich den Traum von eigenen Kindern zu erfüllen, wittert Traudel – gequält vom Verlangen und Gewissensbissen – ihre Chance.

Folgenschweres Missverständnis

Der „Profi“ wird einbestellt und will gleich an die „Arbeit“. Seine „Referenze“ sind „die beschde“, wie er anhand von Kinderfotos beweist. Die Familie vom Postboten und sogar vom Bürgermeister zählt zu seinen Kunden, und überhaupt der halbe Ort, so scheint es. „Giro“ kann wahre Wunder vollbringen, und das nicht nur zuhause, sondern auch schon mal im Ebertpark. Dort sind die Lichtverhältnisse perfekt.
Während Traudel vor Scham rote Ohren bekommt, ist den Zuschauern schon klar, dass Giro eigentlich Kinderfotograf ist – oder doch nicht nur? Doch da wird das Missverständnis schon in die Welt hinausgetragen, dank der immer neugierigen Nachbarin Roswitha (Uschi Graf). Die hängt bevorzugt am Fenster, hört alles, was sie nichts angeht, und tratscht das gleich weiter.
Es kommt, wie zu ahnen ist. Der Postbote (Ralf Lüdke) und der Bürgermeister (Igor Basse-Lemmer) flippen völlig aus und ertränken ihren Kummer in Alkohol. Und auch für Sebastian beginnen alptraumhafte Stunden. Da zieht dann schon mal ein Storch am Fenster vorbei, der Postbote bringt Traudels Wunschkind im Paket, Roswitha durchlebt mit Mitte 60 eine Blitzschwangerschaft, Giro erscheint als Indianerhäuptling und Evelin peitscht sich im Domina-Outfit über die Bühne. Klingt unglaublich? Muss man selbst gesehen haben.              hbg
i Spielplan und Reservierung unter www.prinzregenten-theater.de