Was ist den Lindenhöfern wichtig?

, ,

Der Lindenhof zählt bekanntlich zu den beliebtesten Wohnorten in Mannheim. Doch gibt es trotzdem noch etwas, das den Bewohnern hier fehlt? Diese Frage stellte sich die Johannisgemeinde. Denn: „Wir möchten für die Menschen im Quartier da sein. Dazu wollten wir von ihnen wissen, was sie brauchen und was ihnen wichtig ist“, so Pfarrerin Susanne Komorowski. Im Herbst 2023 hatte die Gemeinde daher eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben, deren Auswertung Professor Martin Albert, Leiter des Studiengangs Soziale Arbeit der SRH Hochschule Heidelberg, bereits im März im Souterrain der Johanniskirche vorgestellt hat. Außerdem legte er basierend auf der Bewohnerbefragung Handlungsempfehlungen vor.

Die Bevölkerung Mannheims – und somit auch im Stadtteil Lindenhof – wird laut verschiedener Prognosen im Lauf der Zeit immer älter. Vor allem der Bereich der 65- bis 80-Jährigen werde laut Albert stadtweit stetig zunehmen. Die Folge: ein erhöhter Bedarf an Hilfestellungen, Angeboten und Betreuungen insbesondere der Gruppe der 80-Jährigen und Älteren, in Verbindung mit Pflege und Unterstützungsleistungen. Dem ist sich auch die Johannisgemeinde bewusst, die laut Alberts einleitenden Worten ein lebendiges und vielfältiges Gemeindeleben aufweise. „Ein Schwerpunkt für die zukünftige Gemeindearbeit liegt in der konzeptionellen Weiterentwicklung einer generationsübergreifenden Quartiersarbeit“, schreibt der Professor. Und dazu diene die Studie, die auf der Befragung von Lindenhöfern beruht. Hierzu wurde folgende Leitfrage erstellt: „Was brauchen – vor allem ältere – Menschen auf dem Lindenhof und in der Kooperationsregion?“ Zur Kooperationsregion gehören auch die Stadtteile Almenhof und Lindenhof. Diese Angaben seien von wesentlicher Bedeutung für eine konzeptionelle Ausrichtung mit entsprechenden Zielsetzungen für die weitere Entwicklung des Stadtteils.

Die Online-Befragung wurde laut Albert vom 17. August bis 30. November letzten Jahres 389 Mal angeklickt. 164 Personen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt, was die Grundlage seiner Datenauswertung bildete. Hier ein paar Ergebnisse: Rund 54 Prozent der Befragten sind aktuell nicht ehrenamtlich im Stadtteil aktiv. Von ihnen würden es aber rund 60 Prozent gerne tun. Am höchsten sei laut Albert die Bereitschaft im Stadtteil, sich für soziale Organisationen oder ältere Menschen zu engagieren. Über 60 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Beteiligungsmöglichkeiten, rund 80 Prozent einen sauberen Stadtteil oder bezahlbaren Wohnraum. Etwa 70 Prozent sprechen sich für eine schönere Gestaltung der öffentlichen Plätze im Lindenhof aus, und knapp 70 Prozent hätten gerne die Einrichtung eines Nachbarschaftstreffs.

Und wie sehen nun die Handlungsempfehlungen für die Johannisgemeinde von Professor Albert aus? Die Ergebnisse der Befragung weisen darauf hin, so schreibt er, dass die konzeptionelle Ausrichtung der Evangelischen Johannisgemeinde in Bezug auf die Zielgruppe der älteren Menschen eine grundlegende Zustimmung finde, beispielsweise die Schaffung von Begegnungsräumen und die Erweiterung des Angebots. Zudem wäre zu empfehlen, die Angebote nach unterschiedlichen Altersklassen, zum Beispiel für die Gruppe der 61- bis 80-Jährigen beziehungsweise der über 80-Jährigen, zu spezifizieren und fortlaufend dahingehend zu überprüfen, ob sie den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen. Außerdem schreibt er: „Der Wunsch nach mehr Beteiligung wie auch die Chancen für mehr bürgerschaftliches Engagement sind auf der Grundlage der Befragung in einem hohen Maße erkennbar und bietet ein ausbaufähiges Potential. Es sollte überprüft werden, wie entsprechende Beteiligungsformate (z.B. durch Bürgerversammlungen, Runde Tische, Arbeitskreise zu zeitlich begrenzten Stadtteilprojekten) im Quartier umgesetzt werden könnten.“ Im Allgemeinen empfiehlt Albert bezüglich eines Nachbarschaftstreffs über die Gründung eines eigenständigen Trägervereins im Lindenhof nachzudenken, der diesen Wunsch umsetzen könnte.

Diese Studie, so ist die auftraggebende Johannisgemeinde laut einer Pressemitteilung überzeugt, sei wichtig dafür, den wandelnden Bedürfnissen der Menschen sowie den dynamischen strukturellen Veränderungen einer nachhaltigen Stadtteilentwicklung gerecht zu werden. 

„Uns ist wichtig, mit unseren Angeboten noch stärker eine nachhaltige Begegnung zwischen jüngeren und älteren Menschen zu ermöglichen und auch auf die Beratungsbedarfe eingehen zu können“, so Pfarrerin Susanne Komorowski.        jm