Ein echter „Hamann“ zum Geburtstag

Die zurückliegenden 100 Jahre in nur einem Foto spiegeln – das schafft nur jemand, der sein Handwerk versteht. Einer wie der weltbekannte Fotograf Horst Hamann. Und wahrscheinlich war er sogar die beste Wahl für eine Idee der Diesterwegschule (DWS), die dieses Jahr ihren 100-jährigen Geburtstag feiert (wir berichteten) und deshalb etwas ganz Besonderes bieten möchte.

Horst Hamann, aufgewachsen im Lindenhof, war einst selbst Schüler an der DWS, hat deren Luft geatmet, die Gänge erforscht und alle Seiten des Grundschullebens darin erfahren. Er kennt die Gefühle und Erinnerungen, die immer bleiben und die wohl viele andere Lindenhöfer ebenfalls mit ihrer Diesterwegschule verbinden.

Nun haben sie, aber auch alle anderen Mannheim-, Lindenhof-, Fotografie- oder Diesterwegschulenfans die Möglichkeit, sich einen echten „Hamann“ ins Haus zu holen. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die etwas zeigt, das die 100 Jahre nahezu unverändert überdauert hat: das Treppenhaus. Rennende Kinder füllen es mit Leben. Dank Langzeitbelichtung sind  sie jedoch verschwommen. „Wie auch Erinnerungen verschwimmen“, so der Künstler. „Er hat die Stimmung eingefangen, wie sie heute ist, wie sie aber auch vor 100 Jahren war. Das Foto hat etwas Zeitloses“, sagt Hildegard Dub, die Konrektorin der DWS, zufrieden. Sie hat den Kontakt zu Horst Hamann aufgebaut und ihn gefragt, ob er die Schule mit diesem Fotoprojekt unterstützen möchte. Trotz seines engen Zeitplans hatte er zugesagt, im Januar das Foto gemacht und es der Schule geschenkt.

Herausgekommen ist ein Spiel aus Licht und Schatten, aus Bewegung, aus Perspektive. „Wie ein Zeittunnel“, so der Künstler selbst. Denn genau so habe er seinen ersten Besuch nach vielen Jahrzehnten in der DWS erlebt. Einen ganzen Tag lang hatte er im Januar in der Schule verbracht, um letztendlich das Motiv zu finden, das es am großen Jubiläums-Schulfest am 7. Mai für 280 Euro zu kaufen gibt. Doch: Die Aufnahme gibt es nur in einer Auflage von 30 Stück. Die Einnahmen, die mit dem Verkauf gemacht werden, kommen den Diesterwegschülern zugute. Dafür sorgt der Förderverein der Schule, der an diesem Mai-Samstag an seinem Stand Hamanns Werk veräußert. Es gilt: Nur solange der Vorrat reicht. „Wir wissen, dass nicht jeder 280 Euro im Geldbeutel hat“, erklärt Antje Schwarz, die erste Vorsitzende des Fördervereins. Daher gebe es auch die Möglichkeit einer Anzahlung von 50 Euro, mit der man sich ein Foto sichern kann. Wer will, kann jedoch auch gleich den vollen Betrag bezahlen und seinen Abzug mitnehmen.

Aber die Hamann-Fotografie ist am 7. Mai nicht der einzige Höhepunkt, den die Schule zu bieten hat. Das Schulfest steht unter dem Motto: „Schule gestern – heute – morgen“. Die Schüler und Lehrkräfte bereiten in einer Projektwoche einiges für die Feierlichkeit vor. Die Besucher lernen auf dem Fest beispielsweise den Namenspatron der Einrichtung näher kennen. Es gibt thematische Ausstellungen in verschiedenen Klassenzimmern oder die Theateraufführung „Farbeninas farbenfrohes Farbenreich“. Unter dem Titel „Was geschah in den letzten 100 Jahren“ erfahren die Gäste Geschichtliches über die Schule, ebenfalls wie das Lernen vor 100 Jahren aussah, wie es heute aussieht und wie man es sich in der Zukunft vorstellen könnte. Schulhausführungen durch das festlich gestaltete Gebäude sowie Musikpräsentationen runden das Programm ab. Essen und Trinken organisieren die Elternschaft und der Förderverein der DWS.

Das Schulfest läuft am Samstag, 7. Mai, von 10 bis 14 Uhr. Bereits am Vortag steht um 11.30 Uhr ein Festakt in der Turnhalle an, allerdings nur für geladene Gäste. Dort wird ebenfalls die Festschrift ausliegen, die es jedoch auch auf dem Schulfest zu erwerben gibt. Erstellt wurde sie von Lehrkräften der DWS und dem Lindenhöfer Wolf Engelen, der unter anderem schon das Buch „Mein Lindenhof“ geschrieben hat. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, übrigens wie Hamann oder der bekannte Filmemacher Nico Hofmann ein Ex-Diesterwegschüler, wird beim Festakt anwesend sein und bestimmt einige Worte verlieren.

Horst Hamann hat vor, wenn es die Zeit erlaubt, auf das Schulfest zu kommen und sich noch einmal in den „Zeittunnel“ zu begeben. Auch wenn viele Erinnerungen an seine Zeit an der Diesterwegschule schon etwas verschwommen sind, ein paar Dinge habe er niemals vergessen: „Die Schulspeisung“, sagt er lachend. Vor allem den Kakao in den kleinen Bechern habe er geliebt. Oder seine „Urkundenfälschung“, als er versuchte eine schlechte Note zu vertuschen. „Allerdings habe ich nur mit ‚Maria’, dem Vornamen meiner Mutter, unterschrieben“, erzählt der 58-jährige Fotograf von seinem Verhängnis. Oder eben das Treppenhaus, auch daran könne er sich noch gut erinnern.             jm